Gusti Nussbaumer hört Ende Saison auf

Teamcoach
Montag, 22.11.2021 // 16:50 Uhr

Es gibt keinen Mitarbeitenden beim FC Basel 1893, der länger für den Club im Einsatz ist als Gusti Nussbaumer. Im kommenden Jahr wird der FCB-Teammanager 70 Jahre alt – ein guter Moment, um dann am Ende der Saison 2021/2022 in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Bis dahin wird Gusti Nussbaumer weiterhin das tun, was er immer getan hat, seit er 1968 als Juniorenfussballer dem Verein beitrat: Sich voll und ganz in den Dienst von Rotblau stellen.

Gusti Nussbaumer hat beim FCB alles miterlebt: Begonnen hat er 1968 als FCB-Junior, gemäss eigener Aussage hat er sich anlässlich eines 10:0-Heimsieges gegen Moutier auf dem altehrwürdigen Landhof mit dem rotblauen Virus infiziert. Eine seiner ersten Trainertätigkeiten nahm er bei den Inter-B-Junioren des FCB auf (mit einem gewissen Patrick Rahmen als Spieler), bald leitete er als Juniorenobmann auch die ganze Nachwuchsabteilung. Ab den 1990er-Jahren führte Gustis Weg über die Funktionen des Transferverantwortlichen und Sportchefs zu jener Aufgabe als Teamcoach (oder Teammanager), die er mittlerweile seit vielen, vielen Jahren wahrnimmt.

Bei Teammanager Gusti Nussbaumer laufen unzählige rotblaue Fäden zusammen: Im Zentrum steht dabei die Grundorganisation des Alltags der 1. Mannschaft, verbunden mit allen logistischen Belangen und der Pflege und Bearbeitung aller internen und externen Schnittstellen – überall wirkt Gusti federführend mit, und noch bei vielem mehr. Er interpretiere seine Aufgabe als eine Art Dienstleister gegenüber dem Trainer, dessen Staff und der Mannschaft, sagte der Teamcoach jeweils in Interviews. «Der Trainer und die Mannschaft sollen sich auf ihr sportliches Kerngeschäft konzentrieren können, ich und viele weitere Mitarbeiter halten ihnen den Rücken frei mit allen anderen Aufgaben, die auf diesem Niveau auf eine Mannschaft zukommen.» Der 68-Jährige ist aber auch mittendrin im Geschehen, wenn es ernst gilt: Während der Spiele sitzt er mit auf der Trainerbank und ist für alle administrativen Belange und deren regelkonforme Abwicklung zuständig. Inklusive dem obligaten letzten Erfolgswunsch, den er jedem Einwechselspieler mit auf den Weg gibt.

Viele Titel, stets im Hintergrund

Und Erfolg gab es während seiner Zeit in den verschiedenen Funktionen einigen: Da war der erste FCB-Meistertitel seit 22 Jahren im Jahr 2002 mit Trainer Christian Gross, dem Gusti Nussbaumer zehn Jahre lang – und damit am weitaus längsten aller Trainer – zur Seite gestanden ist. Es folgten drei weitere Meistertitel mit Gross und danach deren acht in Serie mit den «Folgetrainern» Thorsten Fink, Heiko Vogel, Murat Yakin, Paulo Sousa und Urs Fischer. Hinzu kamen in der gesamten Zeit seit Beginn des 21. Jahrhunderts noch insgesamt acht Pokale im Schweizer Cup, zu denen Gusti seinen nicht unwesentlichen Teil beitrug. Bei den vielen dazugehörigen Meister- und Cup-Feiern blieb er stets im Hintergrund, gönnte sich dann vielleicht irgendwann spät nachts ein Bierchen, wenn alles organisiert war und alle anderen vom Club ihren Platz gefunden hatten.

Natürlich genoss auch Gusti Nussbaumer die vielen Titel sowie die spektakulären Champions-League-Nächte im Joggeli und in den grossen Stadien Europas, einfach auf seine Art und Weise. Als seinen wohl schönsten Erfolg bezeichnet er aber bis heute den NLA-Aufstieg 1994, den «Befreiungsschlag», nachdem der Club sechs triste Jahre in der NLB verbracht hatte. Gusti war damals Sportchef und an der Zusammenstellung der Aufstiegsmannschaft mit Spielern wie Admir Smajic, Örjan Berg, Dario Zuffi, Stefan Huber, Mario Cantaluppi etc. wesentlich beteiligt. Zu dieser Zeit trug er noch den sehr markanten Schnauz, der viele Jahre lang sein grosses Markenzeichen war. Der Schnauz musste einige Zeit später fallen, als dieser aus modischen Gründen bei einem Spieler-Grüppchen um Zuberbühler, Cantaluppi und die beiden Yakins in Ungnade gefallen war. In einem Trainingslager machten sie Gusti wehrlos und zückten das Rasiermesser. «Natürlich haben sie nicht sauber gearbeitet – wie immer», schilderte der Rasierte einst diesen hinterhältigen Akt mit einem verschmitzten Lächeln. «Auf jeden Fall musste ich den Rest dann selber erledigen.»

Es ist dies eine von unzähligen Anekdoten, welche Gusti Nussbaumer in der Vergangenheit mit den vielen Fussballern erlebt hat, die in der heiligen FCB-Garderobe über die Jahre ein- und ausgingen. Nebst seinen vielen wertvollen organisatorischen und logistischen Leistungen sind Gusti die zwischenmenschlichen Belange seit jeher genauso wichtig. Seine Türe ist immer offen und er hat für die Anliegen und Sorgen von Trainern, Staffmitgliedern, Spielern und vielen weiteren Club-Mitarbeitenden stets ein offenes Ohr. «Sorgenonkel» im Nebenamt, könnte man sagen – und die jungen Spieler nennen ihn mittlerweile liebevoll «Opi». Diese Bezeichnungen kann man belächeln, sie zeugen aber von menschlicher Nähe, Vertrauen und einer besonderen Art von Respekt.

«Dankbar für all die wunderbaren Erlebnisse»

Gusti Nussbaumer hat ein Alter erreicht, in dem man sich durchaus etwas mehr Ruhe gönnen darf. Sein zweites, ebenso anspruchsvolles und langes berufliches Engagement – die Dozentenstelle am Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung der Eidgenössischen technischen Hochschule ETHZ – hat der diplomierte Ingenieur bereits im Frühjahr 2018 beendet. Nun neigt sich auch seine Zeit als Teammanager des FCB langsam dem Ende entgegen. Kommenden Sommer, wenn die Saison 2021/2022 abgeschlossen ist, tritt Gusti seinen wohlverdienten Ruhestand an, nach einer durch und durch rotblau gefärbten Berufslaufbahn.

Dazu äussert sich Gusti Nussbaumer in seiner gewohnt bescheidenen Art wie folgt: «Meine bevorstehende Pensionierung ist unabhängig meiner Verdienste eigentlich keine grosse Schlagzeile wert. Der frühe Zeitpunkt der Kommunikation soll vor allem sicherstellen, dass der Verein mit der nötigen Weitsicht, aber auch in Ruhe und ohne Polemik die Nachfolgesituation regeln kann. Ich bin dankbar für all die wunderbaren Erlebnisse, die unzähligen wertvollen Bekanntschaften, die Erfolge, aber vor allem auch für das Zusammenstehen und die unglaubliche Solidarität einer ganzen Region auch in schwierigen Zeiten für unseren FCB.»

FCB-Verwaltungsrat und Vizepräsident David Degen: «Ich habe Gusti kennengelernt, als ich ein junger Spieler war und beim FCB in die 1. Mannschaft aufstieg. Schon damals war er der erste Fixpunkt, den man antraf, wenn man am Morgen in die Kabine kam. Ein paar Worte mit Gusti, ein Spruch hier, eine Bitte da – und der Tag war erfolgreich und glücklich lanciert. Er hat über all die Jahre hinweg ausserordentliche Dienste für den FCB geleistet, sein Engagement für den Club verdient grössten Respekt. Nun freue ich mich sehr für ihn, dass er ab dem nächsten Sommer endlich auch etwas mehr Zeit für sich und seine anderen Interessen haben wird – doch im Joggeli bleibt Gusti selbstverständlich jederzeit herzlich willkommen.»

Der FC Basel 1893 bedankt sich bei Gusti Nussbaumer von ganzem Herzen für seine jahrzehntelange Treue, sein grenzenloses Engagement für den gesamten Club und für seine unschätzbar wertvolle Arbeit für die 1. Mannschaft. Wir freuen uns auf die verbleibenden Monate der Zusammenarbeit und wünschen ihm bereits jetzt nur das Beste für die Zukunft, insbesondere gute Gesundheit, viel Glück und Zufriedenheit.
In Bezug auf die Nachfolgeregelung für die Funktion des Teammanagers hat der FCB eine entsprechende Rekrutierung initiiert, so dass Gusti Nussbaumer seine/n Nachfolger/in im Idealfall bis Ende Saison 2021/2022 noch möglichst umfassend einarbeiten kann.

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