„Ich hatte nie das Ziel bis Mitte dreissig Fussball zu spielen"

Interview
Freitag, 09.06.2017 // 04:06 Uhr

Danique Stein spielte seit 2011 in der 1. Mannschaft des FC Basel 1893 und war die beiden letzten Jahre Captain des Frauenteams. Am Samstag, 3. Juni 2017, absolvierte sie beim letzten Saisonspiel beim BSC Young Boys ihre letzte Partie für Rotblau. Im Interview redet Stein über Ihren Werdegang, ihre Entscheidung vom Spitzenfussball zurückzutreten und ihre Zukunft.

 

Danique Stein, wie hast du die vergangene Woche mit dem letzten Heimspiel und dem Saisonabschluss in Bern erlebt?

 

Danique Stein: Wir hatten ein strenges Programm, was rückblickend vielleicht gar nicht so schlecht war, weil ich mir so gar nicht allzu viele Gedanken darüber machen konnte, dass es meine beiden letzten Spiele sein werden. Aber am Wochenende war ich dann doch am Ende mit den Kräften. Ich hatte mich schon vorher mit dem Gedanken befasst, dass bald alles vorbei sein würde. Aber als es dann soweit war, kam schon ein Kribbeln auf und man merkt; jetzt gibt es kein Zurück mehr.

 

 

Wie hast du das letzte Heimspiel mit der Ehrung erlebt?

 

Ich war froh, als der Schiedsrichter die Partie anpfiff, weil alles vorher lag in einer Ungewissheit. Ich hatte eben dieses Kribbeln und war nervös, ich wusste nicht, wie ich reagieren würde. Es war schon sehr speziell die Familie und die vielen Freunde zu sehen und diesen Moment im Kreis der Mitspieler zu erleben. Ich konnte es dann geniessen, merkte aber auch, wie erschöpft ich dann war wegen der Emotionen, was aber ein schönes Gefühl ist.

 

 

 

Und als dann alles vorbei war am letzten Samstag, beim Abpfiff der Partie in Bern?

 

Das war ein Moment für mich, meine Augen wurden leicht wässrig. Ich wusste, dass ein Kapitel meines Lebens abgeschlossen ist. Es war eine super Zeit gewesen, aber nun vorbei. Das realisierte ich in diesem Moment.

 

 

Hast du deinen Entscheid einmal bereut?

 

Nein, ich hatte diesen Beschluss ja schon im März gefällt. Ich begann mir bereits vor einem Jahr Gedanken darüber zu machen, wann der richtige Zeitpunkt sei, um die Karriere abzuschliessen. Dadurch konnte ich frühzeitig alles in die Wege leiten, mich damit befassen und fiel daher nicht gleich in ein Loch.

 

 

Was hat dich zum Entscheid bewogen mit 26 Jahren vom Spitzenfussball zurückzutreten?

 

Ich hatte nie das Ziel bis Mitte dreissig Fussballerin zu sein. Ich wusste, dass ich die Zeit geniessen muss, in der ich mein Hobby zum Beruf machen kann. Deshalb ging ich auch für zwei Jahre in die Bundesliga. Ich realisierte aber schnell, dass ich mir auch ein anderes Standbein aufbauen möchte. Es ist ja kein Geheimnis, dass man im Frauenfussball  nicht so viel verdient wie bei den Männern. Darum bin ich neben dem Fussball anderen Dingen nachgegangen. Da wäre zum Beispiel meine Arbeit bei der Stiftung, die ich sehr gerne mache. Es war mir aber auch wichtig flexibler in der Freizeitgestaltung zu sein, denn mit sechsmal pro Woche trainieren und einem Spiel am Wochenende, bleibt wirklich nicht viel Zeit für Familie und Freunde. Und diese stehen nun vorerst einmal an erster Stelle. Ich möchte nicht falsch verstanden werden, es war eine fantastische Zeit, mit der Nationalmannschaft bin ich auch an verschiedensten Orten auf der ganzen Welt gewesen, aber mit dem Alter haben sich auch meine Prioritäten verschoben. Ich will auch einmal auf Reisen gehen und eben Freunde und Familie mehr sehen. Ich freue mich darauf, dass der Fussball jetzt nicht mehr die Nummer 1 ist.

 

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Du hast ja eineinhalb Jahre in der Bundesliga gespielt, kannst du uns ein wenig schildern von dieser Zeit?

 

Ich war damals ja noch relativ jung, bin mit 20 Jahren zum ersten Mal von zuhause weg und habe in einer Wohngemeinschaft gelebt. Ich habe mich selber als Mensch besser kennengelernt und konnte mich persönlich als auch sportlich weiterentwickeln. Im Moment stand natürlich auch dann der Erfolg im Vordergrund, rückblickend denke ich aber, dass ich eben in vielen Hinsichten profitieren konnte von dieser Zeit. Auch die deutsche Mentalität hat mir sehr zugesagt, dieser unbedingte Siegeswillen und das Ziel die Beste zu sein. Und es reizte mich in die, in meinen Augen, beste Liga der Welt zu wechseln.

 

 

Weshalb bist du dann 2011 zurückgekommen?

 

Ich war damals in einer Phase, in der ich mit Verletzungen zu kämpfen hatte, hatte Probleme mit den Bändern. Benno Kaiser schlug mir dann vor zurückzukommen, um am Comeback zu arbeiten. Das war einerseits sportlich eine gute Idee und andererseits konnte ich so auch noch die Berufsmaturität absolvieren. Das Gesamtpaket hat gestimmt: Ich konnte mit meinem Herzensverein, dem FC Basel, in der obersten Liga spielen.

 

 

Und hier wurdest dann zu einer Leaderin im Team?

 

Ja, ich wollte und konnte diese Rolle der Leistungsträgerin hier dann relativ schnell übernehmen. Das musste ich auch mit meiner Erfahrung. Ich hätte aber nicht gedacht, dass ich so lang hierbleiben würde und so viel erleben darf. Für mich war aber immer klar, dass ich, wenn möglich, meine Karriere beim FCB beenden möchte.

 

 

Die Liebe zu diesem Club wurde mir quasi in die Wiege gelegt

Danique Stein


 

 

Hättest du rückblickend etwas anders gemacht in deiner Karriere?

 

Während der Karriere habe ich mir diese Frage manchmal gestellt, aber retrospektiv bin ich mehr als zufrieden. Schliesslich beinhaltete sie sehr viele positive Aspekte und nur wenig negative. Diese gehören aber beim Sport nun einmal dazu und haben mir in meiner Entwicklung geholfen.

 

 

Wie beurteilst du die vergangene Saison mit dem FCB?

 

Wir sind sehr gut gestartet mit unserer neuen Trainerin Sissy Raith, haben in der Vorrunde lediglich die Spitzenspiele gegen den FC Zürich und den FC Neunkirch verloren. Wobei die Niederlage gegen Neunkirch sehr unglücklich zustande kam. Wir konnten mit einem guten Gewissen in die Winterpause und hatten noch die Chancen auf den Meister- und den Cuptitel. Die Rückrunde verlief dann aber leider nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Es ist schade, dass wir die gute Vorrunde nicht genutzt haben, die Rückrunde war enttäuschend.

 

 

Was war dein Karrierehighlight?

 

Mit dem FCB ist es sicher der Cupsieg 2014. Es war unser erster Titelgewinn. Diese Emotionen und auch das anschliessende Fest auf dem Campus waren einzigartig. Aber auch jedes Länderspiel von der U17 bis zur A-Nationalmannschaft und natürlich die grossen Turniere wie die Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft. In einem vollen Stadion vor über 10‘000 Zuschauern zu spielen, wie bei der U20-WM in Dresden, ist ein unbeschreibliches Gefühl.

 

 

 

Was bedeutet der FCB für dich?

 

Ich bin Baslerin, hier aufgewachsen und meine ganze Familie ist fussballbegeistert, daher wurde mir die Liebe zu diesem Club quasi in die Wiege gelegt.

 

 

Man wird dich also weiterhin an den Spielen der Frauen und der Männer antreffen?

 

Ich habe ja noch diverse Kolleginnen, die noch hier spielen. Also werde ich mir sicher noch das eine oder andere Spiel ansehen. Und auch im Stadion werde ich sicherlich wieder anzutreffen sein. Aber es ist wichtig, dass ich nun ein wenig Abstand gewinne und die Batterien aufladen kann.

 

 

Was wirst du nun machen?

 

Ich bin daran das B-Diplom als Trainerin zu absolvieren, Ende Juni sind die Abschlussprüfungen dafür. Ich werde dann ab August die U13 der Nordwestschweiz-Auswahl trainieren. Das ist ein Stützpunkttraining, das einmal pro Woche stattfindet. Ich mache das in erster Linie für mich, weil mir diese Aufgabe Freude arbeitet und nicht weil ich schon konkrete Ziele hätte. Ich wurde ein bisschen dazu gepusht, weil einige Leute das Gefühl haben, dass ich ein Talent für diese Aufgabe habe. Ich denke, ich kann dabei gut meine Erfahrung weitergeben und die Freude am Spiel vermitteln. 

 

 

Was sind deine Aufgaben bei der Stiftung Nachwuchs-Campus Basel?

 

Ich werde nun mein Pensum aufstocken, weil ich das Vertrauen der Stiftung spüre und mich hier sehr wohl fühle. Ich bin die Assistentin der Geschäftsführung und für die Events zuständig. Es ist eine sehr vielfältige Arbeit, die mir viel Freude bereitet. Sie beinhaltet eine gute Mischung zwischen Sport- und Businessthemen.

 

 

 

Wirst du weiterhin Fussball spielen, auf einem anderen Niveau?

 

Nein, das kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Ich bin noch zu ehrgeizig, das wäre für meine Mitspielerinnen wohl nicht so lustig. Ich bin aber sehr polysportiv und gehe auch gerne joggen, schwimmen, spiele gerne Volley- oder Basketball. Sport wird weiterhin ein wichtiger Teil meines Lebens sein, ich freue mich darauf, das zu machen, worauf ich gerade Lust habe.

 

 

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