Ein Grosser der FCB-Geschichte ist nicht mehr: Peter Ramseier ist tot

Donnerstag, 11.10.2018 // 19:15 Uhr

Eine völlig unerwartete und vor allem sehr traurige Nachricht hat den FC Basel 1893 erreicht: Wenige Wochen vor seinem 74. Geburtstag ist am 10. Oktober 2018 Peter Ramseier, eine grosse Persönlichkeit in der Geschichte des FCB, gestorben. Seinem jähen Tod sind nur wenige Stunden eines Unwohlseins vorangegangen.

Es gibt und gab nur ganze wenige Menschen, die dem FCB über Jahrzehnte und damit fast ein ganzes Leben lang derart verbunden sind und waren, wie das bei Peter Ramseier der Fall war. Seit er am 27. Juli 1966 in einem Freundschaftsspiel in Schopfheim seine ersten 90 Fussballminuten im rotblauen Dress bestritten hatte, hat seine Verbundenheit mit dem FCB nie auch nur die kleinsten Risse oder Dellen erlitten. Dabei war das keine Selbstverständlichkeit, denn Peter Ramseier kam in Bern zur Welt, ging in Bern zur Schule, lernte sein fussballerisches ABC beim FC Zähringia Bern (heute FC Breitenrain) und sprach zeitlebens, wiewohl nur wenige Steinwürfe vom „Joggeli“ entfernt daheim, mit sympathischer Hartnäckigkeit den Berner Dialekt.

 

Seine Heimatstadt Bern verliess er erst mit 20 Jahren, als er sich dem damaligen NLB-Verein FC Cantonal (heute Xamax) anschloss, um in Neuchâtel französisch zu lernen und fussballerisch einen weiteren Schritt zu tun. Zwei Jahre danach, inzwischen bereits 22-jährig, kam er 1966 zum FCB, wo Helmut Benthaus eben seine zweite Basler Saison als Spielertrainer in Angriff nahm.

 

Überragende läuferische und kämpferische Fähigkeiten – und mehr

 

Ein halbes Jahr lang musste sich Peter Ramseier in der Folge noch mit wenigen Einsätzen in Testspielen und im Schweizer Cup bescheiden, doch von der Rückrunde der Saison 1966/1967 an gehörte er zum Stamm der Benthaus-Mannschaft. Die hatte sich auf Gran Canaria in einem Trainingslager auf die Rückrunde vorbereitet. Und hier, in einem Camp, das die damaligen Chronisten leicht despektierlich als „Erholungsaufenthalt“ bezeichneten, empfahl sich Ramseier seinem Trainer definitiv als Kraft für eine Mannschaft, die wenige Monate später das Double 1967 gewinnen sollte. Es war dies der zweite Meistertitel nach 1953 in der Vereinsgeschichte und der erste mit Benthaus. „In erster Linie waren wir unserer Konkurrenz konditionell überlegen. Kraft, Ausdauer und Härte waren die ausschlagenden Komponenten unserer Erfolgsmischung“. Mit diesen Worten erklärte Benthaus später den ersten grossen Erfolg in seiner FCB-Ära.

 

 

Und exakt dazu passte die Spielweise von Peter Ramseier, der vor allem defensiv arbeitete, mit seinen überragenden läuferischen und kämpferischen Fähigkeiten den Spielgestaltern wie Karl Odermatt, Helmut Benthaus, Jürgen Sundermann bis hin zu Arthur von Wartburg, Markus Tanner oder auch Erni Maissen den Rücken freihielt. Es kam nicht von ungefähr, dass die Presse Peter Ramseier bald einmal als „Waffenläufer“ bezeichnete, und zwar durchaus liebevoll gemeint. Heute würde man dazu neigen, einen wie Ramseier als „dankbaren Spieler“ zu bezeichnen. Darauf sei an dieser Stelle bewusst verzichtet, denn das könnte suggerieren, dass seine einzigen Fähigkeiten aufs Athletische und seinen Fleiss reduziert würden. Nichts wäre ungerechter, denn er war sehr wohl auch zu Spielentscheidendem, zu Kreativem fähig, vielleicht einfach ein bisschen weniger spektakulär als andere, aber deswegen kein bisschen weniger wertvoll. 33 FCB-Tore, die er als Defensiver erzielte, sind ein Beleg dafür, etliche weitere persönliche Treffer in 111 Testspielen nicht miteingerechnet.

 

Sechsfacher Meister und zweifacher Cupsieger

 

Andernfalls hätte Ramseier von 1967 bis zu seinem Karriere-Ende 1978 dem FCB nicht mitgeholfen, sechs Meistertitel und zwei Cupsiege zu erringen. Und ganz sicher wäre er nicht auf die stolze Zahl von 372 Wettbewerbsspielen mit dem FCB gekommen. Nur sieben Fussballer sind in der ganzen Clubgeschichte auf mehr Einsätze gekommen als Ramseier, und zwar Massimo Ceccaroni, Otto Demarmels, Jörg Stohler, Karl Odermatt, Erni Maissen, Benjamin Huggel und Scott Chipperfield.

 

Der Schweizer Nationalmannschaft gehörte Ramseier von 1968 bis 1973 an. Obschon das nicht eben die erfolgreichste internationale Phase der Fussballschweiz war, erreichte Ramseier in einigen seiner 28 Länderspiele durchaus bemerkenswerte Resultate, zum Beispiel bei einem 0:0 in Basel in seinem ersten Länderspiel gegen Deutschland, später auch in Qualifikationsspielen bei einem 0:0 im Wankdorf gegen Italien, einem 1:1 im Wembley gegen England oder einem 2:0-Auswärtssieg in Portugal.

 

Seine aktive Laufbahn beendete Ramseier am 24. Mai 1978 mit einem Teileinsatz beim letzten Saisonspiel gegen den FC Sion, das der FCB 2:0 gewann. Doch nicht mehr aktiven Leistungsfussball zu betreiben, hiess für ihn alles andere als fortan ein „passives“ Leben zu führen. Mit dem FCB blieb er weiterhin eng verbunden, immer, ohne Unterbruch, bis zu seinem letzten Tag. Er stand mehrere Jahre seinem früheren „Chef“ Benthaus als Coach zu Seite. Und er engagierte sich gleichzeitig mit grossem Einsatz dafür, dass das „rotblaue Leben“ für die ehemaligen FCB-Spieler nach deren Karriere-Ende weiterhin bestehen bleiben konnte. Denn über Jahrzehnte bis zu seinem Tod trug er zur Senioren-Abteilung des FCB als Obmann Sorge.

 

Er organisierte Spiele, Turniere und gesellschaftliche Veranstaltungen. Und nie war er sich auch für „kleine Aufgaben“ zu schade, zum Beispiel wenn es galt, für eine Tombola Preise zu sammeln.

 

Engagiert, hilfsbereit, gelassen, freundlich, bescheiden und bodenständig

 

Dieses Engagement passte zu hundert Prozent zu Peter Ramseier, der blieb, was er schon als Spieler war: Engagiert, hilfsbereit, an Freunden und Kollegen interessiert, immer gelassen, freundlich, bescheiden, bodenständig – Eigenschaften, die ihn umgekehrt aber nie daran hinderten, dort Klartext zu reden, wo in seinen Augen eine Entwicklung die falsche Richtung zu nehmen begann.

 

Dass die Generalversammlung des FCB Peter Ramseier und Helmut Benthaus am 3. Mai 2010 mit der äusserst selten vergebenen Ehrenmitgliedschaft auszeichnete, war nichts weniger als eine verdiente Anerkennung für ein grossartiges Lebenswerk der beiden Freunde, die zusammen auch regelmässig die Heimspiele des FCB besuchten.

 

Beruflich glich Ramseiers Laufbahn irgendwie seiner fussballerischen Karriere. Seit er in die Region Basel kam, gab es für ihn nie einen anderen Arbeitgeber als jene Privatbank n Basel, bei der er bis zur Pensionierung vor einigen Jahren dem Kader angehörte – Treue und Verbundenheit ohne Abstriche also auch hier.

 

Er war mein bester Freund

Helmut Benthaus

 

Das wichtigste im Leben Peter Ramseiers aber war sein privates Umfeld – und hier in allererster Linie seine kleine Familie mit Ehefrau Annemarie Ramseier und Sohn Adrian Ramseier, der es seinerseits fussballerisch auf gutes Erstliga-Niveau gebracht hat und der heute mit seiner Familie in Bülach lebt. Und fast zu einem Teil der Familie wurden auch Hedi und Helmut Benthaus, die unzählige Tage und Ferienwochen gemeinsam verbrachten, auch ausserhalb der Seniorenabteilung. „Er war mein bester Freund“, sagte denn auch wenige Stunden nach der Schocknachricht Helmut Benthaus über Peter Ramseier.

 

Noch am Vormittag des 10. Oktober 2018 war Peter Ramseier wohlauf und war  noch auf seinem Hometrainer aktiv. Im Verlauf des Tages beklagte er ein Unwohlsein, das wenig später ohne vorherige Anzeichen zu seinem Ableben führte Ein Grosser in der 125-jährigen Geschichte des FCB beschritt völlig unerwartet einen neuen Weg.

 

So gross die Lücke für den ganzen FCB ist – noch viel schmerzlicher muss dieser Verlust für die Familie sein. Mit Annemarie Ramseier-Bigler, seiner Ehefrau, mit Sohn und Schwiegertochter  Adrian und Eva Ramseier und deren Kinder Tabea und Silas, die Grossvater Ramseier ganz besonders am Herzen lagen, trauert der gesamte FCB mit seiner Führung, den Mannschaften, den Mitarbeitenden und den Fans um einen liebenswerten Freund, der unvergessen bleiben wird.

 

Er möge in Frieden ruhen.

 

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