Young Coach-Ausbildung für eine inklusive Gesellschaft in Kolumbien

FCSA
Dienstag, 01.11.2022 // 17:31 Uhr

Vom 24. bis zum 28. Oktober 2022 fand in Medellin das Abschlussmodul der Young Coach-Ausbildung der Football Club Social Alliance (FCSA) statt.

Lage in Kolumbien

Die Liste der Herausforderungen, die Kolumbien lösen muss, ist lang: Armut, Gewalt, Inflation und Einwanderung aus Venezuela sind nur einige der immensen Probleme, vor denen das südamerikanische Land steht – Probleme, welche durch die Pandemie eher noch verschärft wurden.

Zudem hat Kolumbien weiterhin mit bewaffneter Gewalt in verschiedenen Regionen zu kämpfen. Dies, obwohl ein Friedensabkommen den 50 Jahre andauernden, blutigen Konflikt zwischen bewaffneten Gruppen, Drogenkartellen und dem kolumbianischen Militär 2016 offiziell beendet hatte. Die Gewaltausbrüche treiben weiterhin tausende Menschen innerhalb des eigenen Landes in die Flucht. Kinder, Jugendliche und insbesondere die afro-kolumbianische und indigene Bevölkerung leiden am meisten darunter.

Das Besondere an diesem Modul war der starke Fokus auf Inklusion: Manche Young Coaches hatten Erfahrung in der Arbeit mit Kindern mit Beeinträchtigung, für andere war es komplettes Neuland. Ich hoffe aber, dass sich nun alle Young Coaches bereit fühlen, Kinder mit einer Beeinträchtigung in ihre Aktivitäten einzubinden und weitere Schritte zu finden, die Inklusion in ihren Communities voranzutreiben.
Willy Schmid

Kolumbien ist jedoch nicht nur mit dem Leiden der Binnenvertriebenen konfrontiert, sondern auch mit der humanitären Notlage der rund 1.8 Millionen venezolanischen Geflüchteten. Diese fliehen vor anhaltender Unsicherheit, Gewalt und Verfolgung, und hoffen auf eine bessere Zukunft in ihrem Nachbarsland. Die lokalen Umstände im Land in Kombination mit dem grossen Influx an Schutzsuchenden zehren an den Ressourcen und der Hilfsbereitschaft der kolumbianischen Bevölkerung. Dies wiederum macht es den vertriebenen oder geflüchteten Menschen schwer, Traumata zu verarbeiten, sich in den «Host Communities» (Gastgemeinden) zu integrieren und ein neues Leben aufzubauen. 

Für uns ist dieses Projekt sehr wichtig, weil es die Arbeit der jungen Erwachsenen in ihren Communities anerkennt und ihnen die Möglichkeit gibt, sich weiterzubilden. Diese Ausbildung ist etwas sehr Konkretes, das eine schnelle und positive Wirkung auf die Kinder, mit denen die Young Coaches arbeiten, hat. Sie zeigt, dass der Sport ein sehr wertvolles pädagogisches und soziales Mittel sein kann, welches besonders in den Landesteilen, in denen soziale Exklusion und Gewalt vorherrscht, sehr viel bewegt: Die Young Coaches erreichen viele bedürftige und benachteiligte Kinder, sei es mit oder ohne Beeinträchtigung, und können ihnen nun über den Fussball soziale Werte vermitteln.
Jorge Garzón, UNHCR

Um den betroffenen Bevölkerungsgruppen und insbesondere Kindern über den Sport Schutz zu bieten, bildete die Football Club Social Alliance in Zusammenarbeit mit den lokalen Hauptpartner:innen, dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und dem Fútbol Con Corazón, 41 junge Frauen und Männer zu Kinderfussballtrainer:innen und Mentor:innen aus. Die Young Coaches haben die Aufgabe, über den Fussball Werte wie Akzeptanz, Offenheit und Toleranz zu vermitteln und dabei die Integration von Flüchtlingskindern und Binnenvertriebenen, sowie das friedliche Zusammenleben in den Gastgemeinden zu fördern.  

Abschlussmodul in Medellín

Vom 24. bis zum 28. Oktober 2022 wurde das dritte und somit letzte Modul der Young Coach-Ausbildung in Medellín, Kolumbien durchgeführt. Nachdem das erste Modul im Juni in Barranquilla und das zweite Modul virtuell stattfand, reisten nun FCSA-Instruktoren Willy Schmid (FC Basel 1893), Thorsten Judt und Jörg Kappenhagen (Bayer 04 Leverkusen) in die «Stadt des ewigen Frühlings». Unterstützt wurden sie von Jacobo Chaparro, einem Alumni-Young Coach aus Kolumbien, der bereits im ersten Modul als Co-Instruktor fungierte. 

Ich denke, dass es für die Young Coaches sehr hilfreich war, mich als Co-Instruktor mit dabei zu haben: Jemand, der auch aus Kolumbien kommt und der die gleiche Lebensrealität teilt wie sie. Sie können sich ihr ‘zukünftiges Ich’ besser in mir vorstellen und sehen mich als eine Art Vorbild. Aber auch für mich selber war diese Woche sehr lehrreich. Es war ein Highlight, meine eigene Entwicklung mitzuerleben, welche durch die Verantwortung, die ich in der Rolle als Co-Instruktor habe, gefördert wird.
Jacobo Chaparro, Alumni-Young Coach 2015/16 und Co-Instruktor

Schwerpunkt des dritten Moduls lag auf der Gestaltung eines inklusiven Fussballs, um den physischen und psychischen Folgen des bewaffneten Konflikts sowie der anhaltenden Stigmatisierung von Menschen mit einer Behinderung entgegenzuwirken. So lernten die Young Coaches, wie sie durch spezifische Trainingsmethoden Übungen und Spiele auf verschiedene Fähigkeitslevel anpassen und so auch Kinder mit einer Beeinträchtigung in ihre Aktivitäten integrieren können. Engagiert wandten die Young Coaches dieses Wissen direkt bei einem Fussballfestival mit einer Gruppe von Kindern mit einer Behinderung an.

Zudem lernten sie, wie sie für eine grosse Gruppe an Kindern ein Turnier gestalten können, bei dem es nicht nur um das Gewinnen geht, sondern auch um das Vermitteln sozialer Werte und Themen, wie zum Beispiel Solidarität oder friedliches Zusammenleben. 120 Kinder aus lokalen Communities, inklusive einer Gruppe Kinder mit einer Beeinträchtigung, konnten sogleich davon profitieren und nahmen an dem von den Young Coaches organisierten "Turnier der Werte" in der Comuna 13 teil. Ergänzt wurde die Ausbildung durch Workshops der lokalen Projektpartner:innen UNHCR Kolumbien und Humanity & Inclusion, mit ausführlicheren Informationen zu den Themen Inklusion sowie Kinderschutz im Sport.
 

Ich komme aus einer indigenen Community sehr weit weg von hier, im Staat Quibdó. Als ich klein war, haben die bewaffneten Gruppen viele von uns vertrieben. Diese Gruppen sind noch immer aktiv und rekrutieren die Kinder aus unserem Dorf. Aber ich möchte den Kinds Sicherheit und Schutz gewähren, ihnen mit dem Fussball einen Platz und Zugehörigkeit bieten. Obwohl zu Hause viele sagen, dass Frauen nicht Fussball spielen sollten und dass Fussball nur für Männer sei, arbeite ich weiterhin mit den Kindern. Dieser Kurs hat mir die Ressourcen und das nötige Wissen gegeben, um motiviert weiterzumachen!
Disney, Young Coach

Zum Abschluss erhielten alle 41 Teilnehmenden bei einer Urkundenfeier das FCSA-Zertifikat, das von den Instruktoren und dem Einsatzleiter von UNHCR Kolumbien, Matthew Brook, übergeben wurde. Das Zertifikat bestätigt, dass die Young Coaches altersgerechte und inklusive Aktivitäten rund um den Fussball gestalten und einen pädagogisch wertvollen Umgang mit Kindern vorweisen können. Die frisch zertifizierten Young Coaches erreichen mit ihren Aktivitäten aktuell über 3800 Kinder in ganz Kolumbien und sind hoch motiviert, das Erlernte weiterhin in ihren Communities anzuwenden und mit ihren Peers zu teilen.

Die Young Coach Ausbildung in Kolumbien wurde von der FCSA und Scort in enger Zusammenarbeit mit Fútbol Con Corazón und UNHCR Kolumbien durchgeführt und von der Fondation Botnar unterstützt.

Ich bin im ersten Modul zur Ausbildung gekommen und hab die meisten Dinge, welche uns die Instruktoren zeigten, noch nicht gewusst. Als ich dann in meine Community zurückgekehrt bin, habe ich einen guten Eindruck hinterlassen: Ich hatte neue Techniken und breiteres Wissen in der Gestaltung der Aktivitäten. Jetzt im dritten Modul über die Inklusion von Kindern mit einer Beeinträchtigung zu lernen wird mir in meiner Arbeit sehr helfen. Ich kann solche Kinder nun in meine Aktivitäten und Trainings einbinden – etwas, das ich vorher nicht konnte.
Brayan, Young Coach
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