Martin Jeitziner – überall im Mittelfeld anzutreffen

Portrait
Dienstag, 14.02.2017 // 10:38 Uhr

Das Porträt über Martin Jeitziner stellt die Fortsetzung einer Serie über ehemalige Spieler des FC Basel 1893 dar, die hier auf www.fcb.ch publiziert wird. Bisher wurden Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016) und Markus Tanner (10. November 2016) porträtiert.

Aus der rotblauen Juniorenbewegung heraus stiess Martin Jeitziner seinerzeit zum Fanionteam des FC Basel 1893. Er spielte später beim BSC Young Boys und beim FC Xamax – aber die denkwürdigsten Stunden seiner Fussballkarriere erlebte er in Rotblau. Heute wirkt er in leitender Position bei der Firma Weitnauer in Basel.

 

„1972 kam ich ins Joggeli zu einem Junioren-Probetraining des FC Basel an einem Mittwochnachmittag. Über 100 Buben waren dort. Der Fussballtrainer Ernst ‹Änte› Hufschmid, der selber jahrelang beim FCB in der ersten Mannschaft gespielt hatte, leitete dieses Probetraining. Er wählte zehn Spieler aus – ich war der erste, den er auswählte. Es war unglaublich.“ Martin Jeitziner schmunzelt noch heute, wenn er an diesen Tag zurückdenkt. In den folgenden Jahren agierte Martin Jeitziner mit Feuereifer bei den Junioren. Er durchlief dort sämtliche Alterskategorien und hatte mit Hans-Ruedi Fitze, Heini Keller und Maurice Hincker Fussballtrainer von Format, die ihn weiter förderten. „Bei den Junioren wurde ich immer als Stürmer eingesetzt und erzielte auch viele Tore sowie zahlreiche Assists“, erinnert er sich. „Im alten Joggeli stand ich auch als Ballbub und als Programmverkäufer (‹Brogramm 1 Frangge – mit Totomat›) im Einsatz.“

 

Sieg im Alpencup

 

1981 wurde Martin Jeitziner ins Kader des FCB aufgenommen. Als Mittelfeldspieler und potenzieller Nachfolger des berühmten Markus Tanner. Stefano Ceccaroni und er waren die ersten Junioren seit längerer Zeit, die es ins Eins schafften. Nach acht Matches avancierte Jeitziner zum Stammspieler. Er durfte mit Küng, Stohler, Duvernois, Demarmels, von Wartburg, Maissen, Lauscher & Co. auch ins Trainingslager in Acapulco mitreisen. Das war für ihn ein Highlight. Es wurde hart trainiert, aber es blieb genügend Freizeit, um die Gegend zu geniessen.

 

 

In der Meisterschaft wurde es dann allerdings kein Spaziergang für die Basler. Zwar gewannen sie den Alpencup-Final gegen das französische Spitzenteam Sochaux 5:3 im Penaltyschiessen (Jeitziner wurde in diesem Match für Maissen eingewechselt, musste aber am Schluss keinen Penalty schiessen), jedoch lernten sie in der Meisterschaft schon bald den Ernst des Lebens kennen: 1:3 gegen Zürich, 1:3 zuhause gegen Lausanne, 1:1 in Bellinzona, und dann wieder ein 5:2 zuhause gegen St. Gallen – es ging munter bergauf und bergab, vor vergleichsweise eher kleinen Kulissen von zwischen 4500 und 10'000 Personen. Am Ende der Saison landete man auf Platz 8, in den Folgesaisons pendelte man immer zwischen dem achten und dem elften Platz. Immerhin gelang 1982 nach einem Sieg über das unterklassige Delémont im Halbfinal die Qualifikation für den Schweizer Cupfinal im Berner Wankdorf-Stadion.

 

Balets Faustschlag-Goal

 

In besagtem Final gegen den FC Sion trat der FCB mit folgender Formation an: Küng: Stohler; Maradan, Geisser; Von Wartburg, Duvernois (ab 68. Hasler), Lüthi (ab 68. Stefano Ceccaroni), Jeitziner, Demarmels; Sutter, Maissen. 44'000 Fans waren mit dabei, Millioneneinkauf Harald Nickel vom FCB musste allerdings auf der Ersatzbank Platz nehmen. Leider verlor der FC Basel dieses kapitale Spiel durch einen absolut irregulären Treffer.

 

Sions knallharter Verteidiger Alain-Emile Balet schlug Beat Sutter nach einem Freistoss von Fernand Luisier kurzerhand die Faust mitten ins Gesicht. Sekundenbruchteile später setzte Balet dann zum Kopfball an. 1:0 für Sion – dass dieses Faustschlag-Goal anerkannt wurde, war eine krasse Fehlleistung des Schiedsrichters. „Balet erzielt das ‹goldene Tor›. Beat Sutter liegt benommen am Boden – die Faust hat ‹gesessen›“ stand hernach deutsch und deutlich in der Basler Zeitung zu lesen. Die Walliser kamen so auf die billige Tour zu einem unverdienten Cupsieg, den Martin Jeitziner wie folgt kommentiert: „Die Aktion unmittelbar vor dem Tor war ein klares Foul. Es ist schade, dass der damalige Cupfinal auf diese Art und Weise entschieden worden ist.“

 

Mit YB im Estadio Bernabeu in Madrid

 

Nach seiner ersten Zeit in Basel wechselte Martin Jeitziner zu den Berner Young Boys und später zu Neuchâtel Xamax. Mit den Gelbschwarzen vom Wankdorf  durfte Jeitziner im Europacup der Meister mitwirken. Dort wurde ihnen ein ganz grosser Brocken zugelost: Real Madrid. 75'000 Zuschauer füllten die Betonschüssel, als die Merengue gegen die Mutzen (mit unter anderem Martin Jeitziner, Dario Zuffi, Martin Weber, Jean-Marie Conz, Robert Prytz und Lars Lunde) im Estadio Bernabeu antraten.

 

Martin Jeitziner stand in diesem Match anfangs der zweiten Halbzeit sogar einmal mutterseelenallein vor dem Goal von Paco Buyo. Er hätte treffen können und das grosse madrilenische Fussball-Symphonieorchester mit Emilio Butragueño, Hugo Sánchez, Santillana und Jorge Valdano in Angst und Schrecken versetzen können. Aber es versagten ihm im entscheidenden Moment die Nerven. Eine spannende Erinnerung bleibt es dennoch.

 

Schwierige Zeiten in der Fussballprovinz

 

Nach seinen Wanderjahren musste sich Martin Jeitziner mit der Zukunft befassen. Damals eröffneten sich ihm an der Transferfront zwei Optionen: Wechsel zu Sion oder Wechsel zu Basel. Nach eingehender Besprechung mit seiner Frau entschied er sich für eine Rückkehr nach Basel – mit Blick auf seinen beruflichen Wiedereinstieg erschien ihm diese Variante als die bessere Idee als ein Neuanfang mit ungewisser Zukunft im Wallis. In Basel konnte er, der jahrelang als Vollprofi gewirkt hatte, beim Basler Handelsunternehmen Weitnauer AG einsteigen. Er arbeitete dort halbtags – seine KV-Ausbildung erleichterte ihm den beruflichen Wiedereinstieg.

 

Parallel dazu spielte er weiterhin mit dem FC Basel, in der Nationalliga B notabene. In den ersten Nati-B-Jahren mussten die Rotblauen hartes Brot essen. Jeitziner erinnert sich an manch knochenharten Match gegen übermotivierte Kontrahenten auf unebenen Terrains in der Fussballprovinz, wo Füchse und Hasen sich Gute Nacht sagen. Zu Handen der jüngeren Leserschaft sei noch folgendes vermerkt: Die Bebbi wetteiferten in jener grauen Epoche mit Equipen wie beispielsweise Old Boys, Malley, Bulle, Urania Genf, Châtel St-Denis, Chênois, Fribourg, Monthey, Delémont, Grenchen und Bümpliz um Punkte.

 

Aufstieg mit dem FCB

 

Doch dann in der Saison 1993/94 liefs plötzlich wie am Schnürchen. Am Ende einer langen Ausmarchung lag der FCB knapp vorne. Er benötigte zum definitiven Aufstieg noch ein einziges Pünktchen. Dieses wertvolle Pünktchen wurde im Kleinstadion Stade de la Fontenette in der Nähe von Genf eingefahren, bei Etoile Carouge. Folgende Akteure wurden von Trainer Didi Andrey damals eingesetzt: Huber; Massimo Ceccaroni, Meier, Tabakovic, Walker; Berg (73. Steingruber), Jeitziner, Smajic, Cantaluppi; Zuffi, Hertig (83. Gigon). Nach dem 1:0 durch Robbie Langers gelang dem FCB-Angreifer Dario Zuffi, dem Vater des heutigen FCB-Mittelfeldstars Luca Zuffi, zum Glück das vielbejubelte 1:1. Der FCB hielt dieses Resultat bis zum Schluss und war damit wieder oberklassig.

 

Auf dem Barfüsserplatz wurde eine Freinacht anberaumt. Als die FCB-Helden damals heimkehrten, waren in der Innerstadt gegen 50'000 Menschen auf den Beinen, und dies mitten in der Woche. Die Spieler wurden gefeiert, wie wenn sie gerade die Champions League gewonnen hätten. Martin Jeitziner freut sich heute noch, dass er an diesem wunderbaren Abend einen wichtigen Teil der neueren FCB-Geschichte mitschreiben durfte. Am Ende seiner zweiten FCB-Zeit eröffnete ihm dann allerdings Trainer Didi Andrey, dass er sich einen neuen Club suchen müsse. Zwar lagen dem damals 32-jährigen Angebote von zwei NLB-Clubs vor, aber er liess sich schliesslich zu den Old Boys transferieren. Später wirkte er als Spielertrainer beim FC Allschwil.

 

Barcelona und immer noch der FC Basel

 

Heute sieht Martin Jeitziner den Fussball gerne aus der Warte des Zuschauers. „Ich bin Fan des FC Barcelona und war schon mehrmals im Camp Nou“, erklärt er. „Nächstes Mal werde ich meine Frau zu einem Spiel mitnehmen und drumherum noch ein Kulturprogramm organisieren.“ Martin Jeitziner geht durchs Jahr hindurch auch oft an FCB-Heimspiele. Zu seinen ehemaligen FCB-Mitspielern hat er noch ab und zu Kontakt, vor allem mit Ruedi Zbinden („Er leistet für den FCB seit Jahren hervorragende Arbeit als Scout“) und mit Dario Zuffi. Der Fussball hat sich laut Martin Jeitziner seit früher stark verändert. „Alles ist schneller, technischer, athletischer geworden“, betont er. „Bereits die Junioren sind taktisch gut ausgebildet, und die Goalies wirken oft als elfte Feldspieler. Es ist im Lauf der Zeit vieles anders geworden. Aber auch im modernen Fussball kann man Spiele nur dann gewinnen, wenn man aus einer gesicherten Abwehr heraus konsequent und zielstrebig nach vorne spielt.“

 

 

Steckbrief

 

Name: Jeitziner

 

Vorname: Martin

 

Geburtstag: 13. Januar 1963

 

Spitzname: Igel

 

Beruf: Kaufmännischer Angestellter in leitender Position

 

Position: Stürmer, Mittelfeldspieler

 

Vereine:

 

FCB E-Junioren (1972) bis FCB A-Junioren (1980)

 

FC Basel 1981-1986

 

BSC Young Boys 1986-1989

 

Neuchâtel Xamax 1989-1991

 

FC Basel 1991-1995

 

BSC Old Boys 1995-1996

 

1996-1998 FC Allschwil (Spielertrainer)

 

Erfolge

 

Alpencupsieger 1981 mit dem FCB (Finalsieg gegen Sochaux im Penaltyschiessen)

 

Cupfinalist 1982 mit dem FCB

 

Aufstieg mit dem FCB in die Nationalliga A 1993/94

 

Cupsieger 1987 mit den Young Boys

 

278 Spiele mit dem FC Basel, 49 Tore. 7 internationale Spiele für den FC Basel. 12 Europacupspiele für YB und Xamax. 1 Länderspiel mit der Schweizer Nationalmannschaft, über 20 U21-Länderspiele.

 

(Farbfotos: Hans-Jürgen Siegert)

Dieser Inhalt wurde automatisch von einem alten System migriert. Auffällige Fehler bitte an newsroom@fcb.ch schicken.

 

Mehr zum Thema

Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.