Stefan Huber und der FCB: Aufstieg, Europa-Spiele und Ligaerhalt

2018
Mittwoch, 08.08.2018 // 09:44 Uhr

Das Porträt über Stefan Huber stellt die Fortsetzung einer Serie über ehemalige Spieler des FC Basel 1893 dar, die hier auf www.fcb.ch publiziert wird. Eine Auflistung der bisher porträtierten Spieler finden Sie ganz unten.

1994 stieg der FC Basel wieder in die Nationalliga A auf. Mit dem Zürcher Stefan Huber im Goal. Die erste Zeit im Oberhaus war hart, aber die Basler – und mit ihnen Huber – kämpften sich durch. Sie trotzten allen Wechselfällen des Schicksals. Und mit zwei Teilnahmen am UI-Cup wurde der Grundstein gelegt zu den späteren europäischen Erfolgen des FCB.


Sprunggewaltig, aufmerksam, mit wachen Reflexen – so haben die FCB-Anhänger, die unterdessen schon ein ganzes Weilchen mit dabei sind, den FCB-Goalkeeper Stefan Huber in Erinnerung. Seine Karriere lanciert hatte der 1.82 Meter grosse Mann aus Zürich mit den Grasshoppers. Bei Lausanne-Sports stand er in der erfolgreichen Mannschaft rund um Stéphane Chapuisat. In jener Epoche trat das Pontaise-Team durchaus auch im Europacup in Erscheinung, gegen Real Sociedad San Sebastian und La Gantoise. Nach einer Knieverletzung mit Infektion schenkte ihm die Lausanner Teamleitung allerdings kein Vertrauen mehr. In dieser kniffligen Situation kam ihm der FC Basel wie gerufen. Der damals in der NLB spielende Basler Verein hatte grosse Ambitionen. Stefan Huber packte die Chance, die ihm geboten wurde, am Schopf. Beim Basler Stadtclub unterschrieb er einen leistungsbezogenen Vertrag, der im Erfolgsfall eine happige Aufstiegsprämie beinhaltete. Er setzte also alles auf eine Karte. Sein Kommen brauchte er nicht zu bereuen.

 

FCB-FCZ – Klassiker vor 42'000 Fans

 

Im alten Stadion St. Jakob avancierten die Rotblauen schon in der Nationalliga B zum Kassenmagneten. Sie zogen mehr Leute an als mancher NLA-Club, und als es in der Saison 1993/94 auf die Entscheidung um den Aufstieg in die Nationalliga A zuging, säumten an einem Samstagnachmittag beim Match FCB-FCZ über 42'000 Fans die Ränge im Betonkessel zu St. Jakob. Die Stimmung war einmalig – 1:1 lautete das Schlussresultat. Huber hat viele Spielszenen heute noch im Kopf. Noch waren die Basler nicht fürs Oberhaus qualifiziert. So reisten sie mit einigem Respekt nach Carouge ins Stade de la Fontenette, wo am Dienstag 3. Mai 1994, ein weiterer kapitaler Match um den Aufstieg anstand. 1:0 führten die Carougeois vor 1350 Zuschauern bis kurz vor Schluss, doch Dario Zuffi gelang in der 74. Minute der vielbejubelte Ausgleich, welcher den Baslern nach jahrelangem Darben den Aufstieg bescherte.


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Rund 1000 Basler erlebten diesen denkwürdigen Moment vor Ort mit. Tausende sassen zur gleichen Zeit in Basel auf dem Barfüsserplatz und verfolgten die Liveübertragung von Radio Basilisk. „Wir durften als Belohnung mit dem Flugzeug nach Basel zurückfliegen“, erinnert sich der Basler Schlussmann. „Auf dem Barfi warteten Tausende von FCB-Fans. Ich weiss noch genau, eine Fasnachtsclique marschierte auf den Barfi und trommelte und pfiff zu unseren Ehren. Das war das Grösste für uns. Wer das einmal erlebt hat, wird sich Zeit seines Lebens daran erinnern.“

 

Auf und Ab im UI-Cup 

 

Auf internationalem Parkett vermochten die Rotblauen in der Folge wieder erste Akzente zu setzen. Stefan Huber stand im Sommer 1995 beim UI-Cup-Match gegen Sheffield Wednesday zwischen den Pfosten (Die Bezeichnung UI-Cup bedeutet übrigens soviel wie Uefa-Intertoto-Cup – dieser Wettbewerb wurde damals von der UEFA geschaffen, um den kleinen europäischen Teams interessante Spielmöglichkeiten im Sommer zu verschaffen – der FCB hatte sich 1994/95 als Siebter der NLA für diesen UI-Cup qualifiziert). „Dieser Match gegen die Engländer war unser erstes internationales Pflichtspiel seit 1980“, berichtet Huber. „Wir gewannen dank einem Goal von Alexandre Rey mit 1:0“. Auf ein 2:1 in Polen gegen Gornik Zabrze (Huber hielt hier einen Penalty von Piotr Brzoza) folgten dann zwei Niederlagen: 2:3 gegen den Karlsruher SC (mit Thorsten Fink und Adrian Knup) im Joggeli, 1:2 gegen Aarhus in Dänemark. Ein Jahr später erreichte der FCB im UI-Cup zuerst ein 2:2 gegen Schachtjor Donetzk im legendären Heimspiel mit Spielbeginn um 10.15 Uhr, und dann zwei Vollerfolge gegen Antalyaspor auswärts (5:2, bei diesem Spiel im Atatürk-Stadion von Isparta stand allerdings der Nigerianer Ike Shorunmu anstelle von Huber im Tor) und gegen Ataka Aura Minsk (5:0) zuhause.

 

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So durften Stefan Huber und seine Teamkollegen dann am 20. Juli 1996 morgens zu einem Match in Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, antreten. Rotor Wolgograd hiess der Gegner. Mit einer klapprigen Aeroflot-Maschine flog man damals in den unwirtlichen Osten. Die Bedingungen für Spieler und Betreuer auf dieser Reise waren pitoyabel. Nach der Ankunft war kaum etwas Essbares vorhanden. Nichtsdestotrotz bot der FCB an historischer Stätte einen heldenhaften Kampf und verlor letzten Endes nur knapp mit 2:3.

 

NLA – harte Zeiten und ein Penalty

 

Der FCB hatte es im Oberhaus auch in der Folgezeit immer wieder schwer. Durch mangelnde Cleverness gab das Team da und dort wichtige Punkte ab, die Anhänger mussten viel Geduld haben. In der Saison 1997/98 versuchten Präsident René C. Jäggi und sein Vorstand ihr Glück mit altgedienten Bundesliga-Recken. Trainer Berger und die Spieler Gaudino, Hartmann und Kreuzer wurden aus dem Grossen Kanton ans Rheinknie gelotst. Von ihnen vermochte letzten Endes nur Oliver Kreuzer zu überzeugen. Da und dort gingen Spiele unnötig verloren. Auf kümmerliche Siege folgten dann mühsame Unentschieden, und bald schon fand man sich wieder einmal ganz zuunterst in der Tabelle wieder.


Vor allem auswärts war man ganz schwach. Statt vorne mitzumachen mit GC, Servette, Lausanne und Co. musste man den Abstiegskampf annehmen. Abstiegskampf, das hiess unter anderem in Kriens die Knochen hinhalten. Am Fuss des Pilatus, im Stadion Kleinfeld, kämpften die Rotblauen gegen den Sportclub Kriens in einem knallharten Kampfspiel Mann gegen Mann um Sein oder Nichtsein in der NLA. Es begann denkbar schlecht. Bereits in der 12. Minute wurde der FCBler Pechoucek nach einem Foul des Feldes verwiesen. Doch der FCB biss sich durch, nach zwei Frick-Toren und einem Gegentor von Rölli führten die Bebbi kurz vor Schluss mit 2:1.

 

Kuriose Szenen in Kriens 

 

Doch dann pfiff der Ref einen schlicht kuriosen Penalty gegen Basel. Die zur Verfügung stehenden TV-Bilder beweisen, dass FCB-Verteidiger Webber dos Santos seinen Gegner nicht berührt hatte. Sei dem wie es sei, das Verdikt lautete Penalty. Stefan Huber im Basler Kasten atmete tief durch und konzentrierte sich. Vor ihm spielten sich Sekunden später die unglaublichsten, surrealen Szenen ab. Zuerst legte sich Lucio Esposito, der Ex-Basler, den Ball zurecht.


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Doch dann rückte völlig unerwartet der junge Reto Burri, der Sohn des damaligen Krienser Präsidenten, in den Blickpunkt. Er nahm Esposito kurzerhand den Ball weg. Daraufhin kam es zu einem ebenso heftigen wie wirren Wortwechsel zwischen den beiden Krienser Fussballern. Burri gab sich unerbittlich. Er wollte unbedingt selber schiessen, denn er wollte zum Helden von Kriens avancieren. Doch zwischen der Absicht vom Elfmeterpunkt aus ein Tor zu erzielen und dem erfolgreichen Torschuss liegen im Fussball bekanntermassen oft Welten. Ein Uli Hoeness, ein Roberto Baggio und ein Zico wissen davon ein dreistimmiges Liedchen zu singen. Und jetzt also der potenzielle Dorfkönig Reto Burri. Burri trat an, Burri nahm Mass – und Burri schoss absolut miserabel. „Zwischen dem Glück für den SCK und dem vermutlichen Abstieg des FC Basel stand Stefan Huber, der sich dahin legte, wo der Ball über die Linie rollen wollte“, berichtete Michael Martin tags darauf in seinem Matchreport in der Basler Zeitung, und fügte an: „Huber parierte, hechtete dem Objekt der Begierde nach und begrub es unter sich. Es war letztlich die Vorentscheidung in dieser ungemein emotionalen Partie mit ihren ungemein vielen Episoden.“ Der langen Rede kurzer Sinn: Stefan Huber hatte den Penalty abgewehrt – er war der wahre Penalty-Held des Tages.

 

Die in Scharen nach Kriens gereisten Basler Anhänger jubilierten, denn sie wussten: Diese Parade war für den FC Basel Gold wert. Sage und schreibe 36'000 Fans feierten Stefan Huber & Co. im folgenden Heimspiel gegen Solothurn. Nach dem 3:0 gegen die Ambassadoren war alles klar. Basel hatte seinen Verbleib im Oberhaus gesichert. „Es war insgesamt eine schräge Saison, aber es ist gut aufgegangen“, freut sich Basels ehemalige Nummer 1 heute im Rückblick. Nach sechs reichbefrachteten Jahren wechselte Huber 1999 wieder zu Grasshoppers zurück, im Austausch mit dem Frauenfelder Pascal Zuberbühler. Mit seinen Freunden aus Basel steht er immer noch in Kontakt, bei Spielen wie FCB-YB oder FCB-GC schlägt sein Herz gemäss eigenen Angaben klar für den FCB. Im Prinzip ist das auch gut nachvollziehbar, denn er hat für die Rotblauen über 200 Partien absolviert und dabei wie bereits geschildert enorme Geschichten erlebt.

 

Heute noch im Fussball aktiv

 

Stefan Huber ist heute 52 Jahre alt und wohnt in Höngg. Dem Fussball ist der dreifache Familienvater (Söhne Yann und Evan, Tochter Eve) weiterhin verbunden geblieben, einerseits mit seinen Fussballcamps für 4500 Kids (Buben und Mädchen) von der Ostschweiz bis in die Westschweiz, andererseits mit seinem Axpo-Projekt im Behindertensport für körperlich und geistig behinderte Kinder.


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Aktiv Fussball spielt er noch ab und zu, etwa im Match der Swiss Legends, mit Leuten wie Stéphane Henchoz und David Sesa. An den Veränderungen im modernen Fussball, insbesondere was die Goalkeeper anbetrifft, nimmt er regen Anteil. Er weiss: Die Bälle fühlen sich ganz anders an als früher, sie haben auch andere Flugqualitäten, das heisst sie segeln auf neuen, ungewohnten Flugbahnen. Flatterbälle sind Trumpf. „Moderne Torhüter müssen grundsätzlich noch viel mehr können als anno dazumal“, urteilt Stefan Huber. Was heisst das genau? „Sie müssen den Strafraum beherrschen, Bälle abwehren, fangen und boxen können, blitzschnelle Entscheide treffen und auch auf der Linie gut sein. Dazu sollten sie auch das Spiel lesen, gegebenenfalls antizipieren und bei Rückgaben den Fussball beidfüssig gut spielen können. Da ich von der Westschweizer Goalie-Tradition her komme, hatte ich dieses Mitdenken und Antizipieren bereits in meiner Zeit so gepflegt.“

 

Abschliessende Frage: Wie heissen Stefan Hubers Lieblingstorhüter? Diese Frage haben wir dem „Panther“ vor einigen Jahren schon einmal gestellt. Er nannte damals Oliver Kahn, Petr Cech, Edwin van der Sar, Gianluigi Buffon, Iker Casillas und Grégory Coupet – in dieser Reihenfolge. Heute sieht er im internationalen Quervergleich immer noch Altmeister Buffon ganz vorne. Auf den weiteren Positionen folgen für ihn Manuel Neuer, Marc-André Ter Stegen, Keylor Navas und Rui Patricio. Aber David de Gea, Thibaut Courtois, Petr Cech, Hugo Lloris, Iker Casillas, Kasper Schmeichel, Lukasz Fabianski, Danijel Subasic und Tomas Vaclik agieren laut Stefan Huber gleichfalls auf hohem Niveau. Etwas ist ihm besonders wichtig: „Auch die Schweiz verfügt derzeit über drei Top-Leute: Marvin Hitz, Yann Sommer und Roman Bürki.“


 

Steckbrief:

 

Name: Huber


Vorname: Stefan


Geburtstag: 14. Juni 1966


Position: Torhüter


Vereine:

FC Unterstrass: Vor 1984

Grasshopper Club Zürich: 1984-1988

FC Lausanne-Sports: 1988-1993

FC Basel 1893: 1993-1999

Grasshopper Club Zürich: 1999-2002


Erfolge: 1993/94 Aufstieg mit dem FC Basel in die Nationalliga A. Sieben Spiele im UI-Cup mit dem FC Basel. Schweizer Meister mit Grasshoppers Zürich 2000/2001. Europacupspiele mit Lausanne-Sports und Grasshoppers Zürich. 17 Länderspiele mit der Schweizer Nationalmannschaft.

 

(Farbfotos: Josef Zimmermann)


Bisher porträtierte Spieler: Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017) und Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018) und Thomas Hauser (3. Juni 2018).

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