Der französische Serienmeister vom Anfang dieses Jahrtausends gehört immer noch zur erweiterten Spitze des französischen Fussballs, musste seit seinen erfolgreichsten Zeiten aber auch einige Rückschläge hinnehmen und erlebte zwischenzeitlich ein Auf und Ab. Im Moment befindet sich OL aber wohl wieder in einer Aufwärtsdynamik. Der bisherige Tiefpunkt war in diesem Sommer erreicht, als der Club zunächst wegen Verstössen gegen die finanziellen Auflagen zwangsrelegiert wurde. Dagegen konnte er aber erfolgreich rekurrieren und sich so in der Ligue 1 halten. Diese hatte OL in der vorangegangenen Saison, wie auch in jener davor, auf dem sechsten Rang abgeschlossen und sich so für die Ligaphase der Europa League qualifiziert.
Der Start in die laufende Saison gelang den Lyonnais sowohl in der Meisterschaft als auch in der Europa League nach Mass. Im heimischen Championat belegten sie nach sechs Runden Rang 2, ehe sie durch Niederlagen gegen den FC Toulouse und den OGC Nice in den beiden letzten Spielen auf den fünften Platz abgerutscht sind. In der Europa League hat OL bisher eine weisse Weste: Nach einem 1:0-Erfolg beim FC Utrecht und einem 2:0-Sieg gegen den FC Salzburg liegen die Franzosen auch in diesem Wettbewerb auf dem fünften Rang.
Optimismus ist nach dem Stuttgart-Spiel angebracht
Die ganz grossen Namen, wie sie in Lyon zu Beginn dieses Jahrtausends anzutreffen waren, sind im aktuellen Kader von OL vielleicht nicht vorhanden – abgesehen vom 28-fachen französischen Nationalspieler Corentin Tolisso und dem argentinischen Weltmeister Nicolás Tagliafico. Aber mit einer erfahrenen Defensive und einer eher jüngeren Offensivabteilung scheint Olympique Lyonnais derzeit auf einem guten Weg, um sich der absoluten Spitze des französischen Fussballs wieder anzunähern.
Dass der FCB gegen einen Verein dieser Grössenordnung als Gast sicherlich als Aussenseiter antritt, versteht sich von selbst. Mit den drei aufeinanderfolgenden Siegen ohne Gegentor gegen den VfB Stuttgart, den Servette FC und den FC Winterthur nimmt Rotblau aber sicherlich das nötige Selbstvertrauen mit ins OL Stadium, um sich dieser anspruchsvollen Aufgabe zu stellen. Die beiden Auftritte in der Europa League dürfen durchaus positiv stimmen für den nun folgenden. Auch wenn der FCB nur aus dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart Punkte mitnahm, zeigte er auch in der Partie beim SC Freiburg, dass er das Potential hat mit Teams aus grösseren Ligen mitzuhalten.
Ein Klassiker im Alpencup
Die beiden Vereine sind sich übrigens schon des Öfteren gegenübergestanden. Nach einem ersten Aufeinandertreffen in einem Testspiel im Jahr 1957 auf dem Landhof, das Rotblau mit 2:1 für sich entschied, kam es in den 1970er-Jahren zu achte Duellen im Alpencup. In diesen hat der FCB mit drei Siegen, drei Remis und zwei Neiderlagen die leicht bessere Bilanz. Nun kommt es aber zum ersten Mal zu einer Partie zwischen OL und dem FCB in einem offiziellen UEFA-Wettbewerb. Dieses Mal ist die Favoritenrolle wohl eindeutiger verteilt zugunsten der Gastgeber. Aufgrund der letzten Auftritte des FCB und den wiederholten Ausrufezeichen, die er im Europacup in diesem Jahrtausend gesetzt hat, verspricht aber auch das zehnte Aufeinandertreffen der beiden Clubs im Vorfeld bereits einiges an Spannung.
Das sagt Cheftrainer Ludovic Magnin vor dem Spiel:
«Wir spielen gegen eine Top-Mannschaft, auch wenn es nicht mehr das Olympique Lyon von damals ist, als ich noch selber gespielt habe. Es ist einer der grösseren Brocken, den wir zugelost bekommen haben. Das ist eine grosse Herausforderung. Aber wir mögen solche Reisen, die schweissen die Gruppe zusammen.»
«Ich möchte, dass wir so auftreten wie in der ersten Hälfte gegen den VfB Stuttgart und nicht so unter Druck geraten wie in der zweiten. Aber Lyon ist sicher der klare Favorit, auch weil wir auswärts antreten. Ich wünsche mir, dass mein Team in den schwierigen Situationen in diesem Spiel ruhig bleibt, souverän verteidigt und so kämpft wie in der Schlussphase gegen Stuttgart. Aber es ist auch unser Ziel viel in Ballbesitz zu sein, sonst wird es ein sehr langer Abend.»
Das sagt Mittelfeldspieler Léo Leroy vor dem Spiel:
«Ich freue mich sehr darüber, in Frankreich zu spielen. OL ist eine Traditionsmannschaft mit einem tollen Stadion. Es wird eine grosse Herausforderung, aber ich freue mich, wie gesagt, auf diese.»
«Wir kennen die Qualitäten des französischen Fussballs und im speziellen jene von OL, da wir unseren Gegner natürlich analysiert haben. OL ist gerne im Ballbesitz – genau wir. Der Ballbesitz wird daher sicher auch entscheidend sein. Unser Gegner spielt zuhause und sein Kader hat den grösseren Marktwert, aber wir wollen unsere Qualitäten auch ausspielen.»