Yves Kaiser: "Es wartet immer eine nächste Hürde auf dich"

Interview
Freitag, 22.03.2019 // 21:30 Uhr

Yves Kaiser kam während der laufenden Saison zu seinen ersten Einsätzen in der 1. Mannschaft des FC Basel 1893. Der Verteidiger stiess auf der U16-Stufe vom FC Solothurn zum FCB. Vor dem Rückrundenstart sprach Kaiser für ein Interview im „Rotblau Magazin“ über seine Erfahrungen im Nachwuchsfussball und über die Hürden auf dem Weg zum Profi. Nun können Sie das Interview hier lesen.

 

Yves Kaiser, du hast vor rund einem Jahr einen Profivertrag beim FCB unterschrieben. Wie hat sich das auf dein Leben ausgewirkt? Gab es grosse Veränderungen?

 

Yves Kaiser: Nein, ganz im Allgemeinen nicht, ich habe einfach versucht, meinen Weg genau gleich fortzusetzen und weitere Fortschritte zu machen. Klar, das Pensum hat sich geändert, bevor ich den Profivertrag unterschrieben habe, arbeitete ich nach meiner Lehre noch zu 40 Prozent. Das war sicher die grösste Veränderung. Diese Veränderung entlastet mich aber und gibt mir auch ein Stück weit Zuversicht für die Karriere. Sicher, schon als ich die Lehre abgeschlossen hatte, war das eine riesige Entlastung, der Schritt zum Profitum brachte dann aber nochmals einen grossen Unterschied mit sich, das hat mir auch geholfen, mich zu verbessern. Nicht nur, weil ich nun mehr Zeit hatte für den Fussball, sondern es war auch mental eine Entlastung, sich auf eine Sache voll konzentrieren zu können. Ich muss meinem Lehrbetrieb aber ein Kränzchen winden, der war äusserst flexibel. Das hat mir sehr geholfen, mich auf den Fussball zu konzentrieren. Absenzen wegen eines Trainingslagers oder eines internationalen Spiels waren nie ein Problem.

 

 

Du bist vom FC Solothurn zum FCB gekommen. Die beiden Vereine arbeiten im Nachwuchsbereich als Kooperationspartner zusammen. Wie hat sich diese Zusammenarbeit für dich als Spieler bemerkbar gemacht?

 

Diese Kooperation war ein sehr wichtiger Faktor. Geographisch liegt Solothurn zwischen den grossen Schweizer Zentren, daher hätte mein Weg auch woanders hinführen können, wenn diese Partnerschaft nicht bestanden hätte. Dass schon auf diese Weise ein Weg aufgezeigt wird, wie es weitergehen kann, ist sicher eine gute Voraussetzung und auch eine Motivation.

 

 

Es war auch mental eine Entlastung, sich auf eine Sache voll konzentrieren zu können

 

 

Ab welchem Alter war diese Partnerschaft für dich persönlich spürbar?

 

Ab der Stufe U13 gab es regelmässig Trainingswochen, in denen die besten Spieler des FC Solothurn beim FCB mittrainierten, mit dem FCB Turniere besuchten und auch Testspiele bestritten. Ab der U15 wurde es dann konkreter und ab der U16 spielte ich dann definitiv in Basel.

 

 

Wie kam der erste Kontakt zum FCB zustande?

 

Das war beim ersten Training beim FCB in der U15. Damals war der Nachwuchs-Campus Basel noch nicht fertiggestellt, wir trainierten noch auf einem der Plätze der Sportanlagen St. Jakob.

 

 

 

Was sind die grössten Unterschiede zwischen den beiden Vereinen im Nachwuchsbereich?

 

Ich kann natürlich nur vom Wechsel sprechen, den ich im Jahr 2013 von Solothurn nach Basel gemacht habe. In Basel war einfach alles eine Nummer grösser. In Solothurn hatten wir zwei Plätze fürs Training und ein Spielfeld. Schon nur der Unterschied bei den Trainingsmöglichkeiten war überwältigend. Auch wenn es im Vergleich zum Ausland sicher nochmals Unterschiede gibt, ist das einmalig in der Schweiz und das Beste, was man haben kann, was die Jugendförderung betrifft. In dieser Hinsicht sind die Spieler im FCB-Nachwuchs bestimmt privilegiert.

 

 

Gab es einen speziellen Moment, in dem du realisiert hast, dass es dir reichen könnte zum Profifussballer?

 

Das ging eher Schritt für Schritt. Ich war nie der grosse Überflieger und musste hart dafür arbeiten. Ich würde sagen, der Moment, in dem ich spürte, dass dies für mich möglich sein würde, kam in der U21. Und ein Jahr später unterschrieb ich dann eben den Profivertrag.

 

 

Ist denn der Schritt von der U18 zur U21 der grösste im Nachwuchsfussball?

 

Das kann man so sagen, denn ab der U21 ist man ja eigentlich im Aktivfussball. Man spielt dann auf einmal gegen Männer, das ist ein riesiger Unterschied im Vergleich zum Spiel gegen Gleichaltrige. Das bekommt man zu Beginn auch zu spüren. Die U21 ist ja die älteste Nachwuchsmannschaft, und wie so oft ist der letzte Schritt, der schwierigste.

 

 

An diesem Tag ging ein grosser Traum von mir in Erfüllung

 

 

Ist denn der Schritt von der U18 zur U21 der grösste im Nachwuchsfussball?

 

Das kann man so sagen, denn ab der U21 ist man ja eigentlich im Aktivfussball. Man spielt dann auf einmal gegen Männer, das ist ein riesiger Unterschied im Vergleich zum Spiel gegen Gleichaltrige. Das bekommt man zu Beginn auch zu spüren. Die U21 ist ja die älteste Nachwuchsmannschaft, und wie so oft ist der letzte Schritt, der schwierigste.

 

 

 

Du hast es auf zwölf Einsätze in der UEFA Youth League gebracht. Was sind deine Eindrücke dieses Wettbewerbs?

 

Man hat die Möglichkeit, sich mit den Besten seiner Altersstufe in Europa zu messen, für solche Momente trainiert man jeden Tag. Und es ist auch eine Bühne, auf der man sich präsentieren kann und somit eine Chance für jeden, der teilnehmen darf. Auch das Umfeld ist ja ganz anders, man spielt beispielsweise plötzlich vor viel mehr Zuschauern als sonst. Ja, und man sieht auch in andere Clubs hinein. Als wir beispielweise auswärts gegen Arsenal spielten, durften wir auf dem Campus der Londoner trainieren, das ist noch einmal eine ganz andere Welt. Man macht nicht nur eine ganz neue Erfahrung auf dem Spielfeld, sondern kriegt auch einen Einblick in die Welt anderer Vereine, das war sehr interessant.

 

 

Haben dir diese Erfahrungen geholfen, als du für dein erstes Spiel mit den Profis gleich in einem Qualifikationsspiel für die UEFA Champions League zum Einsatz kamst? Wie hast du dieses Debüt erlebt?

 

An diesem Tag ging ein grosser Traum von mir in Erfüllung. Auf so einen Moment arbeitet man jahrelang hin: Das volle Stadion und die unglaublich lauten Fans, das war ein unbezahlbares Erlebnis. Die Stimmung war bombastisch, aber es ist sehr schade, dass wir verloren haben. Die Youth League hat mir insofern geholfen, weil sich die Drucksituation in diesen Begegnungen sicher von jenen bei Spielen in der Promotion League unterscheidet. Wie gesagt ist das Umfeld anders, die Spiele werden teilweise auch am Fernsehen übertragen.

 

 

An diesem Tag ging ein grosser Traum von mir in Erfüllung

 

 

Wie waren die Reaktionen aus deinem Umfeld auf dein Debüt?

 

Ich habe einige SMS bekommen von alten Bekannten, das hat mich sehr gefreut.

 

 

Hat sich in deinem privaten Leben etwas geändert, seit du vermehrt in der Öffentlichkeit stehst?

 

Das gehört zum Profitum dazu und das hat sich jeder Spieler so ausgewählt. Wie man sich in der Öffentlichkeit gibt, ist jedem selber überlassen. Aber wenn man sich an dem Umstand stören würde, dass man in der Öffentlichkeit steht, hat man sich den falschen Beruf ausgewählt. Man weiss ja, dass man im Rampenlicht der Schweiz steht, wenn man beim FCB spielt. Aber diese Veränderung geschieht im Normalfall auch nicht von einem Tag auf den anderen, sondern man wird langsam daran herangeführt

 

 

 

Was sind deiner Meinung nach die grössten Hürden auf dem Weg zum Profifussballer?

 

In erster Linie geht es da natürlich um sportliche Kriterien, aber es ist auch wichtig, dass man weiss, dass man in der Öffentlichkeit steht und sich auch dementsprechend benimmt. Das ist ein nicht zu unterschätzender Teil. Ein anderes Problem kann auch sein, dass man nach dem Schritt in die erste Mannschaft aufhört, sich zu verbessern, weil man glaubt, dass man sein Ziel nun erreicht hat. Denn auch dann muss man weiterhin hart an sich arbeiten. Hinzu kommen natürlich auch Dinge, die man nicht beeinflussen kann wie beispielsweise Verletzungen.

 

 

Also kommt man eigentlich nie am Ziel an?

 

Nein, es wartet immer eine nächste Hürde auf dich.

 

 

Was sind deine Ziele für dieses Jahr?

 

Ich hoffe, dass ich noch mehr Spielzeit bekommen werde in der ersten Mannschaft.

 

 

Was kannst du von deinen Mitspielern lernen?

 

Ich kann unheimlich viel von ihrer Erfahrung profitieren. Einige sind schon sehr lange im Profigeschäft, da kann man in allen Belangen etwas mitnehmen – auf und neben dem Platz.

 

 

 

Du verbringst viel Zeit mit Konstantinos Dimitriou, ihr seid in einer ähnlichen Situation. Kannst du ihn ein wenig unterstützen?

 

Es ist klar, dass neue Spieler immer eine gewisse Zeit benötigen, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Zudem ist er als sehr junger Spieler in ein fremdes Land gekommen, was sicher nicht einfach war. Ich versuche, ihn möglichst gut zu unterstützen, wo ich das kann. Aber das versucht die ganze Mannschaft bei jedem Spieler, der neu hinzustösst.

 

 

Spielt es eine Rolle, dass ihr beide Innenverteidiger seid?

 

Gut, wir sind zwar Konkurrenten um einen Platz im Team, aber wir verstehen uns wirklich sehr gut.

 

 

 

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