Andermatt: Über Emmenbrücke in die Bundesliga

Martin Andermatt
Donnerstag, 12.02.2015 // 10:24 Uhr

Das Porträt über Martin Andermatt stellt die Fortsetzung einer Serie über ehemalige Spieler des FC Basel 1893 dar, die hier auf www.fcb.ch fortgesetzt wird. Bisher wurden Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014) und Christian Giménez (29. Dezember 2014) porträtiert.

Manche ehemalige Spieler des FC Basel 1893 wurden nach ihrer Karriere Trainer. Ottmar Hitzfeld, Jürgen Sundermann, Bruno Rahmen, Karl Odermatt und Urs Siegenthaler sind die besten Beispiele dafür. Martin Andermatt wechselte nach seiner aktiven Zeit als Fussballspieler ebenfalls ins Trainerfach. Er trainierte auch in Deutschland, unter anderem den SSV Ulm 1846. Mit den Ulmern begann er bescheiden in der 2. Bundesliga. Doch plötzlich stand er „mitten drin statt nur dabei" – im gleissenden Rampenlicht der 1. Bundesliga.

 

„Für das Können gibt es nur einen Beweis. Das Tun.“ Diese Worte stehen ganz zuoberst auf der persönlichen Homepage von Martin Andermatt. Andermatt ist eine bekannte Grösse im Fussball. Schon als Junger war er ein talentierter Fussballer, bereits als 16-Jähriger hatte er erste Angebote von Schweizer Vereinen. Sein erstes Berufsziel war an sich Primarlehrer. Und so stellte sich für ihn dann bald einmal die Frage der beruflichen Weichenstellung: «Tschutte oder Semi?“ Andermatt machte beides. Bei Zug und Wettingen verdiente er sich seine Sporen ab – prompt klopften Luzern und der FCZ bei ihm an. Doch Martin Andermatt entschied sich anders: Er wechselte zum FC Basel.

 

Beim FCB unter Künnecke

 

Unter dem deutschen Übungsleiter Ernst-August Künnecke lernte er ein ganz neues fussballerisches System kennen: „Künnecke liess uns damals im Raum spielen. Alle anderen Schweizer Teams kannten nur eins, die Manndeckung. Insofern war der vom belgischen Fussball geprägte Künnecke seiner Zeit sicher voraus.“ Beim FCB, der in dieser Zeit noch lange kein Fussball-Krösus war wie heute, spielte der polyvalente und beidfüssige Andermatt im Mittelfeld. Es gab damals im Club ältere Akteure mit grosser Vergangenheit wie Arthur von Wartburg, Jörg Stohler und Jean-Pierre Maradan, aber auch junge, aufstrebende Leute wie Martin Jeitziner, Beat Sutter, Ruedi Zbinden und Uwe Dreher. Hier konnte er sein Spiel weiterentwickeln und für die Zukunft wertvolle Erfahrungen sammeln.

 

Obwohl der FCB in den beiden Saisons mit Andermatt in der Tabelle nur bescheidene Mittelfeldplätze (Neunter und Achter) erreichte, war die Zuschauerbegeisterung recht hoch. „Ich habe selten so enthusiastische, den eigenen Verein bedingungslos unterstützende Zuschauer erlebt, wie hier in Basel“, bekennt Martin Andermatt heute, mit einigen Jahren Distanz. Später wechselte er zum Erzrivalen der Basler – zu den Grasshoppers aus Zürich. Dass er bis zuletzt zu den rotblauen Farben hielt, belegt der Matchverlauf, als er kurz vor seinem Wechsel nochmals mit dem FCB gegen GC antrat. Basel gewann an diesem Tag 2:0, beide Goals wurden von Andermatt beigesteuert. Im Dress des Nobelclubs GC holte der ballsichere Mittelfeldspieler dann einige nationale Titel, an der Seite von Spielern wie Marcel Koller, Mats Gren und Alain Sutter. Doch eines schönen Tages brach für den sympathischen Mann aus dem Zugerland eine neue Ära an. Von da an fokussierte er sich ganz auf seine neue Passion, auf den Beruf als Fussballtrainer.

 

Von Emmenbrücke in die Bundesliga

 

Klein und bescheiden fing er an mit seiner Trainerlaufbahn, beim FC Emmenbrücke. Er wirkte dort als Spielertrainer – ähnlich wie Helmut Benthaus seinerzeit in seiner Anfangsphase beim FC Basel. Via Winterthur und Baden trainierte er sich langsam nach oben. Und als dann plötzlich die Chance lockte, in der 2. Bundesliga Fuss zu fassen, da zögerte er nicht lange. Die Aufgabe als Nachfolger von Ralf Rangnick beim SSV Ulm 1846 war für ihn eine reizvolle Geschichte. Doch dass das Ganze derart gut enden würde, das hätte der damals 38-jährige sich nicht träumen lassen. Mit dem Team rund um Topskorer Dragan Trkulja schafften die Ulmer „Spatzen“ mit dem bescheidenen Budget von damals 6,5 Millionen Mark sensationell den Aufstieg in die 1. Bundesliga – um dann ein Jahr später trotz verdreifachtem Budget den schweren Gang ins Unterhaus zurück anzutreten. Dabei wäre der Abstieg durchaus vermeidbar gewesen, denn über weite Strecken der Saison hatte sich das Team im sogenannt gesicherten Mittelfeld halten können. Aber eben – abgerechnet wird jeweils ganz am Schluss.

 

Anschliessend wirkte Andermatt dann noch bei Eintracht Frankfurt, einem Team mit beachtlicher Europacup-Tradition. Stets trainierte er seine Profis mit der nötigen Mischung aus Strenge und Zuwendung. Natürlich war die Bundesliga-Zeit für ihn und seine Familie auch eine hektische Sache, aber Martin Andermatt möchte diese Phase seines Lebens nicht missen – im Gegenteil. Er ist heute noch sehr verbunden mit seinen ehemaligen Vereinen.

 

Aufwärtstrend nach schwierigen Zeiten

 

Zurück in heimischen Gefilden wirkte er eine Zeitlang beim FC Vaduz im „Ländle“ und zum Teil gleichzeitig sogar auch als liechtensteinischer Nationaltrainer. Mario Frick, Franz Burgmeier (beide Ex-FCB), die Stocklasa-Brüder und Goalie Peter Jehle sorgten dort für schöne Momente. Das 2:2 gegen Portugal unter Andermatt ist heute noch das wertvollste internationale Resultat der Kicker vom Fürstentum. Spannend waren für Martin Andermatt dann aber auch die Jahre bei den Young Boys (mit Hakan Yakin, der dort seinen zweiten Frühling erlebte), beim FC Aarau und nicht zuletzt auch bei der AC Bellinzona.

 

Leider musste die AC Bellinzona aufgrund von Zahlungsunfähigkeit Konkurs anmelden. Der Schuldenberg bei den Bellenzern betrug etwa 8,5 Millionen Franken. Andere Clubs im Ausland wären froh, wenn ihre Schulden „nur“ so hoch wären, aber in der Schweiz gelten andere Regeln. Und so musste die einst ruhmreiche „Squadra Granata“ wenige Jahre nach ihrer letzten Cupfinal-Teilnahme, im Joggeli gegen den FC Basel, ihre Bilanz deponieren. Martin Andermatt betreute in dieser kritischen Zeit im Stadio Comunale eine ganze Reihe von ehemaligen Baslern, allen voran Hakan Yakin, Pascal Schürpf, Kwang-Ryong Pak und Simon Grether – aber auch Gürkan Sermeter, den einstigen YB-Star. „Ich war damals Trainer, Seelsorger, Geldgeber und Konkursbeamter“, bilanziert der Familienvater heute, und fügt in seiner für ihn typischen, menschlich fürsorglichen Art an: „Ich bin extrem stolz, dass wir von den 20 ACB-Spielern deren 15 in der Nationalliga weiterhin als Berufsfussballer beschäftigen konnten.“

 

Beste Kontakte zur Bundesliga

 

Gegenwärtig agiert Martin Andermatt bei Zug 94 als Trainer und Sportchef. Hakan Yakin, der ihn unterdessen schon ein paar Jahre begleitet, kümmert sich um den Nachwuchs. „Die grosse Kunst ist es, in einer Mannschaft alle Spieler bei der Stange zu behalten. Für mich gibt es keine Ersatzspieler, es gibt nur Zusatzspieler“, merkt Martin Andermatt an. Zur Bundesliga hat er wie gesagt nach wie vor beste Kontakte: „Ich bin sehr viel unterwegs und beobachte Spiele, auch in Deutschland. Für die Zukunft ist bei mir alles offen, man muss in diesem Geschäft flexibel sein. Eins ist mir wichtig: Überall wo ich als Trainer gewirkt habe, habe ich mich so verabschiedet, dass ich jederzeit wieder zurückkehren kann.“

 

Steckbrief

 

Name: Andermatt

 

Vorname: Martin

 

Erlernter Beruf: Primarlehrer

 

Geburtstag: 21. November 1961

 

Position: Mittelfeldspieler

 

Vereine als Spieler:

 

1967-1976: FC Baar (Junioren)

 

1977-1979: SC Zug

 

1979-1983: FC Wettingen

 

1983-1985: FC Basel 1893

 

1985-1990: Grasshoppers Zürich

 

1990-1992: FC Wettingen

 

1992-1994: FC Emmenbrücke (Spielertrainer)

 

Vereine als Trainer:

 

1995-1997: FC Winterthur

 

1998-1999: FC Baden

 

1999-2001: SSV Ulm 1846

 

2001-2002: Eintracht Frankfurt

 

2003: FC Wil

 

2003-2005: FC Vaduz

 

2004-2006: Nationalteam Liechtenstein

 

2006-2008: BSC Young Boys

 

2009-2010: FC Aarau

 

2011-2013: AC Bellinzona

 

Seit 2014: Zug 94

 

Erfolge: Einmal Meister und dreimal Cupsieger mit GC. 11 A-Länderspiele und 34 U-21-Länderspiele für die Schweizer Nationalmannschaft. Als Trainer: Aufstieg mit dem SSV Ulm 1846 in die 1. Bundesliga, ein 2:2-Unentschieden mit Liechtenstein gegen Portugal sowie ein 4:0-Sieg in Luxemburg.

 

(Fotos: Hans-Jürgen Siegert)

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