Kurz vor Weihnachten hatten sich Villalba und Müller nach einem vierwöchigen Qualifikationsmarathon mit einer Glanzleistung die zweite FeCWC-Teilnahme in der dreijährigen Historie des FCB-eSports-Teams gesichert. Entsprechend motiviert traten die beiden FCB-eSportler die Reise in den Norden Italiens an, obwohl ihre FIFA20-Spielzeiten bis dato nicht so verlaufen waren, wie sie sich das vorgestellt hatten. Wie so viele andere Weltklasse-Spieler bekunden Villalba und Müller mit dem Defensivstil von FIFA20, bei dem sich selbst Top-Spieler kaum Torchancen herausspielen können, enorme Mühe. Villalba, in FIFA19 noch der alles dominierende Weltranglisten-Erste und späterer Vizeweltmeister auf der PlayStation, war bei seinen beiden bisherigen Turnierteilnahmen einmal im Achtelfinal und einmal in der Gruppenphase gescheitert - so früh wie nie zuvor in seiner Karriere. Weltranglisten-Platz 28 vor dem FeCWC war ungewohntes Terrain für den Argentinier. Müller, im August 2017 bei seinem ersten Einsatz als FCB-eSportler gleich Xbox-Vizeweltmeister geworden, hatte sich nach vier Turnierteilnahmen in FIFA19 bis zum FeCWC noch für keinen Offline-Wettbewerb in FIFA20 qualifizieren können.
Demzufolge galten die FCB-eSportler für viele Beobachter vor der Klub-WM als Aussenseiter. Davon unbeeindruckt legten Villalba und Müller, die von ihrem Teamkollegen Luca „LuBo“ Boller gecoacht wurden, jedoch einen Traumstart hin. Gegen das japanische Team Blue United eFC gelangen in allen drei Partien, bestehend aus zwei Einzeln auf jeder Konsole und einem 2vs2 auf einer vorher festgelegten Konsole, drei Siege. Auch gegen die eSports-Vertretung von Borussia Mönchengladbach, den aktuellen Tabellenzweiten der Virtual Bundesliga, hielten sich die FCB-eSportler schadlos und ergatterten mit einem Sieg und zwei Remis stolze fünf Punkte. Erst gegen das italienische Team Mkers riss die Serie der Ungeschlagenheit; dank einem Sieg von Müller und einem Remis im Doppel wurden die Punkte geteilt. Somit fehlten nach dem ersten Turniertag vor den letzten beiden Duellen mit je drei Partien nur noch drei Punkte zum Weiterkommen.
Wie schwer es ist, in FIFA20 zum Torerfolg zu kommen, zeigte das erste Aufeinandertreffen am zweiten Turniertag gegen das Team Ellevens, den neuen eSports-Clan von Real-Madrid-Superstar Gareth Bale. 0:0, 0:0, 0:1 - so lauteten die Resultate aus FCB-Sicht. Letzte Zweifel am Überstehen der Gruppenphase zerstreuten die FCB-eSportler aber umgehend mit dominanten Leistungen gegen die spanische Auswahl von Movistar Riders. Dank zwei Siegen und einem Remis kamen Villalba und Müller in der Endabrechnung auf 27 Zähler, was den Gruppensieg sowie die drittbeste Ausbeute aller 24 Teilnehmer bedeutete.
In der K.o.-Runde wurde der Modus geändert. Auf das erste Einzel folgte sogleich das Doppel - wer nach diesen beiden Begegnungen mehr Zähler auf dem Konto hat, kommt weiter. Erst bei Punkte-Gleichstand entscheidet das zweite Einzel. Das besser klassierte Team nach der Gruppenphase hat dabei das Wahlrecht, auf welcher Konsole das erste Einzel ausgetragen werden soll. Der FCB entschied sich im Achtelfinal gegen Sporting Lissabon für die PlayStation, und der Plan schien lange aufzugehen. Ein überlegener Villalba führte bis zehn Minuten vor Schluss mit 1:0 und hatte alles im Griff, ehe „IBruno Ratol“ mit der einzigen nennenswerten Offensivaktion das glückliche 1:1 erzielte. Dabei blieb es. Auch im Doppel war das FCB-Duo dem Sieg näher, kam aber nicht über ein 0:0 hinaus. So musste Müller gegen den aktuellen Weltranglisten-Dritten auf der Xbox die Kohlen aus dem Feuer holen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kam Müller gegen „SCP Diogo“ immer besser zur Geltung und hatte zwei klare Torchancen, die er jedoch nicht nutzen konnte. So bedeutete das Gegentor zum 0:1 kurz nach der Halbzeit das Ende aller Träume auf eine bessere Platzierung und noch mehr wertvolle Weltranglistenpunkte für beide FCB-Sportler. Besonders bitter: Es war Müllers einziges Gegentor im gesamten Turnier.