Peter Marti – pfeilschneller Flügelflitzer und FCB-Publikumsliebling

Porträt
Samstag, 16.04.2022 // 09:00 Uhr

In den beiden letzten FCB-Meistermannschaften der späten Benthaus-Epoche zählte Stürmer Peter Marti zu den absoluten Teamstützen. In Erinnerung geblieben ist unter anderem sein phantastisches Goal beim historischen 4:2-Auswärtssieg auf dem Zürcher Letzigrund. Nach diesem brillanten Spiel durfte sich der FCB als Meister 1979/80 feiern lassen.

«Er ist der schnellste Stürmer in der Schweiz», hiess es in den siebziger und achtziger Jahren auf unseren Fussballplätzen, wenn Peter Marti in Erscheinung trat. Der Sohn des bekannten Box-Ringrichters Franz Marti, der die 100 Meter in handgestoppten 10,7 Sekunden zurücklegte, übte als junger Mann verschiedene Sportarten aus: Fussball, Eishockey, Boxen. Schliesslich entschied er sich für eine Fussballerlaufbahn - zum Glück für den FCB, können wir heute sagen. 

Zuerst beim Gegner FCZ

Seine Karriere startete der gebürtige Berner, Verkäufer und Hobby-Disc-Jockey Peter Marti in Bern und Zürich. Bei YB schaffte es der als Flügelstürmer eingesetzte Akteur auch zu einem eigenen Bildchen im damals aktuellen Fussballalbum. Er stellte dabei eine stilechte Woodstock-Frisur zu Schau. Später zügelte er nach Zürich. Der aufstrebende FCZ unter dem bärbeissigen deutschen Ruhrpott-Übungsleiter Timo Konietzka lockte ihn mit einem mehrjährigen Vertrag.

Nach kurzer Zeit stand er im Kader des FCZ für den Schweizer Cupfinal. In diesem Endspiel wurde der quirlige Springinsfeld eingewechselt und erzielte prompt ein Tor für die Limmatathener. Zürich wurde Cupsieger, die Rotblauen zogen geschlagen von dannen. Aber wie das Fussball-Schicksal so spielt, plötzlich landete Peter Marti beim einstigen Gegner. Im Jahre 1975 wurde er vom Botteron-Club nach Basel transferiert. Zu diesem Zeitpunkt hätte er niemals geträumt, dass er bei Basel in der Folge grossartige Höhenflüge erleben würde. 

Aufstieg zum Publikumsliebling

Mit den Rotblauen erlebte der kleine, quirlige Angreifer tolle Zeiten auf nationalem und internationalem Parkett. Im Europacup gelangen ihm schöne Goals für die Rotblauen – vor allem gegen die starke baskische Equipe von Athletic Bilbao. Der eine Treffer gegen Bilbao darf mit Fug und Recht als eine Art «Tor des Jahres» bezeichnet werden. Peter Marti muss heute noch schmunzeln, wenn er von diesem Hammer-Goal spricht: «Detlev Lauscher flankte fast von der Cornerflagge her. Ich stand auf der Höhe des Sechzehners und habe den Ball hineingeköpfelt.»
 

Dank seiner Schnelligkeit und seiner Einsatzfreude zählte Peter Marti seinerzeit zu den beliebtesten FCB-Spielern.

Auch im Alpencup, jenem legendären Sommerwettbewerb, bei dem es gegen italienische oder französische Teams ging, setzte Marti immer wieder Zeichen. Beispielsweise mit Treffern gegen den FC Metz und Olympique Lyonnais. Legendär ist sein Auftritt nach dem ersten Gastspiel der «Rolling Stones» im alten Stadion St. Jakob. Dort posiert er anlässlich des Alpencup-Matchs gegen Metz (3:2, zwei Tore von Zbinden, ein Penalty-Tor von Stohler – vor 1000 Zuschauenden) für die Kameras der Fotografen und untersucht den Rasen, der nach dem Konzert von den entfesselten Rock-Fans völlig zertrampelt und verwüstet worden war. 

Das echte rotblaue Wunder von Bern

In der Saison 1976/77 feierte der FC Basel nach einigen Zwischenjahren ohne grosse Erfolge den Titel des Schweizer Meisters. Für die, die es nicht selber erlebt haben, folgt hier in geraffter Form die Chronik der damaligen Ereignisse. Nach einer spannend verlaufenen Saison schaffte der FCB im letzten Moment den punktemässigen Einstand mit Servette Genf. Ein Entscheidungsspiel am 28. Juni 1977 gegen Servette Genf musste nun entscheiden, wer von den beiden Teams, Rotblau oder Grenats, das bessere war. Wir kennen die Antwort: Es war der FC Basel.

Sage und schreibe 50'000 Fussballanhänger – davon die grosse Mehrheit aus Basel – pilgerten unter der Woche ins Wankdorfstadion, um dort das echte rotblaue Wunder von Bern mitzuerleben. Früh im Spiel kam zuerst einmal ziemliches Ungemach auf die stattliche rotblaue Fanschar zu. Kudi Müller, seines Zeichens Sturmtank der Servettiens, hatte einen Treffer für seine Farben markiert. Die Truppe vom Genfersee sah sich zu dem Zeitpunkt in Gedanken wohl schon als Champion. Doch der FCB hielt mit allem, was er hatte, dagegen und kam dank Toren von Walter Mundschin und Turi von Wartburg zum stürmisch bejubelten 2:1-Sieg. Peter Marti war in dieser denkwürdigen Partie allerdings nicht dabei. 

Sieg auf dem Letzigrund

Für ihn persönlich war dann das entscheidende Spiel im Meisterschafts-Endspurt 1979/1980 gegen den FC Zürich das eigentliche Highlight im rotblauen Dress: Auch in dieser Saison ging es auf Tutti. Den allerletzten Match mussten die Basler unbedingt gewinnen. 25'000 Fans füllten den architektonisch gesprochen windschiefen Zürcher Letzigrund buchstäblich bis zum Rand. Basels Trainer und Motivator Helmut Benthaus fand vor dem Anpfiff die richtigen Worte. «Wir waren überzeugt, wenn jeder probiert das Beste zu geben, dann werden wir gewinnen. Und so war es dann auch», beschreibt Peter Marti die damalige Alles oder nichts-Stimmung der Bebbi.

Peter Marti zeigt zwei Wochen nach dem «Rolling Stones»-Konzert auf den völlig ramponierten Joggeli-Rasen.

In jenem Match gelang im Prinzip alles. Maissen und Lauscher hatten für den FCB schon zugeschlagen, Jure Jerkovic hatte eine kleine Zürcher Reaktion eingeleitet. Den vorentscheidenden Treffer zum 3:1, der den FCZ definitiv auf die Verliererstrasse drängte, erzielte dann Peter Marti höchstpersönlich. Von rechts her segelte eine hohe Flanke von Walter Geisser in den Fünferraum, wo Peter Marti im furiosen TGV-Tempo angebraust kam. Und obwohl der linke Fuss nicht unbedingt sein starker Fuss war, zögerte der Basler Stürmer mit der Rückennummer 7 nicht und drückte sofort direkt ab. Wuchtig zischte der Ball unter die Latte – FCZ-Goalie Karl Grob tat keinen Wank mehr. Der Jubel im Lager der Bebbi-Fans war enorm – Tausende stimmten in des Gegners «Höhle der Löwen» die bekannten Lieder «Singing Ay-Ay, Juppie-Juppie-Ay» und «Na-Na-Na, Eh–Eh–Eh – FCB» an.

«Du brauchst Glück bei solchen Goals, aber du musst auch viel machen dafür», kommentiert Marti bescheiden. Als Dank für diesen Titel erhielt jeder FCB-Spieler nebst den Siegprämien noch ein Geschenk der ganz besonderen Art. Kein Geringerer als der legendäre Maschinenkünstler Jeannot Tinguely hatte für jeden Spieler eine persönlich gestaltete, höchst originelle Collage geschaffen. Bei Peter Martis Exemplar prangt eine Rakete zuoberst auf dem Bild – als Sinnbild für die einstige Sprintrakete. 

Einmal FCB – immer FCB

Noch heute beschäftigt sich der mit Lebenspartnerin Beatrice liierte Inhaber einer Reinigungsfirma und Vater von zwei erwachsenen Kindern (Tochter Anja, Sohn Daniel) stark mit dem nationalen und internationalen Fussballgeschehen. Er ist ein Anhänger des fairen Fussballs. Für ihn zählt nicht der reine Kampf- und Krampf-Fussball, sondern die qualitativ hochstehende Fussball-Kunst, wie sie in Spaniens Primera Division von Teams wie Real Madrid, FC Sevilla, Betis Sevilla und Villarreal zelebriert wird.

Topstürmer auf internationalem Parkett: Peter Marti avancierte für die Basler mehrfach zum Mr. Europacup.

Der FCB, bei dem er unglaublich viel Schönes erlebt hatte, steht ihm gefühlsmässig immer noch am nächsten. Er freut sich im Stillen, wenn den Rotblauen wie beispielsweise im vergangenen Herbst bei der denkwürdigen Nacht von Stockholm in der Conference League etwas gelingt, und er fiebert innerlich mit. Etwas Mühe hat er mit dem stetigen Kommen und Gehen im Fanionteam des aktuellen FC Basel. «Eine Mannschaft müsste über längere Zeit kontinuierlich wachsen können, das wäre erfolgversprechend», betont er. Ganz klar, Peter Marti ist beim Thema FCB nach wie vor absolut in seinem Element. Und auch in Zukunft wird der einstige Flügelflitzer in der Schweizer Meisterschaft und auf europäischer Ebene wieder da und dort für seine Basler beide Daumen drücken. 


Steckbrief

Name: Marti
Vorname: Peter
Geburtsdatum: 12. Juli 1952
Spitzname: Pesche
Position: Stürmer

Vereine:

FC Langenthal und SC Langenthal (Junioren – im  Sommer Fussball, im Winter Eishockey) 1961 -1967
BSC Young Boys, ab 1968 als Junior, ab 1969 in der 1. Mannschaft bis 1973
FC Zürich 1972 - 1975
FC Basel 1975 - 1981
FC Aarau 1981 - 1982
FC Basel 1982 - 1983
FC Aarau 1983 - 1985

Erfolge:

Zweimal Meister mit dem FC Basel 1976/77 und 1979/80.
Zweimal Meister 1973/74 und 1974/75 mit dem FC Zürich, Cupsieger 1974 mit dem FC Zürich
Cupsieger mit dem FC Aarau 1985
Zahlreiche Europacup-Einsätze mit dem FC Basel und dem FC Zürich
6 Länderspiele mit der Schweizer Nationalmannschaft
203 Spiele/64 Tore für den FC Basel (inklusive Cup und Europacup)

Peter Martis Leistungsdaten beim FCB: Hier klicken


Bisher porträtierte Spieler

Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017), Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019),  Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019)z, Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020), Kurt Stettler (9. Oktober 2020), Mike Speidel (29. Dezember 2020), Örjan Berg (15. April 2021), Hakan Yakin (4. Juni 2021), Jean Müller (7. September), Mile Sterjovski (19. November 2021) und Behrang Safari (20. Dezember 2021).

Text: Lukas Müller
Fotos: Josef Zimmermann

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