Mario Frick – vom FCB-Publikumsliebling zum Chefcoach des FC Luzern

Porträt
Sonntag, 18.06.2023 // 18:00 Uhr

Während dreier Jahre – von 1996 bis 1999 trug Mario Frick das Dress des FC Basel 1893. Dann wollte er in Zürich für Furore sorgen, was dann nicht ganz geklappt hat. Später hat Mario Frick in Italien sein Glück gemacht. Heute trainiert er den FC Luzern.

Geboren ist er in Chur, aufgewachsen in Triesen, Vaduz und später in Balzers. Mario Fricks Talent zum Fussball spielen zeigte sich schon früh. «Meine Mutter hat acht Brüder, von denen auch einige schon Profis waren», berichtet er und fügt schmunzelnd an: «Natürlich behauptet heute jeder von ihnen, dass er mir das Fussball spielen beigebracht hätte.» Als gesichert gilt, dass der junge Mann jede freie Minute auf dem Fussballplatz verbracht und fleissiger gedribbelt als Hausaufgaben gelöst hat.

Beim FC Balzers, dem Club aus der damals gut 4000 Seelen zählenden Gemeinde im liechtensteinischen «Ländle», hat er sich seine ersten fussballerischen Sporen abverdient – und profilierte sich schon bald als Goalgetter. Bei einem Treuhandbüro in Vaduz absolvierte er eine kaufmännische Lehre, für den Fall der Fälle, dass es mit dem Fussball nicht klappen sollte. 

Aus der Ostschweiz zum FCB

Der FC St. Gallen 1879 wurde als erster Grossclub auf den jungen Mann aufmerksam und gab ihm seinen ersten Profivertrag. Schliesslich wurde er mit dem aufstrebenden FC Basel handelseinig. Auf die Saison 1996/97 wechselte er ins alte Joggeli. Schon wenig später reichte es ihm zu ersten internationalen Auftritten mit den Rotblauen. Zwar war er beim ersten UI-Cup-Spiel, beim 2:2 vor 2000 Zuschauern gegen das damals noch ohne Brasil-Stars agierende Team von Schachtjor Donezk, noch nicht dabei (die Spielberechtigung für ihn lag zu dem frühen Zeitpunkt in der Saison noch nicht vor), aber in den darauffolgenden Begegnungen wirkte er massgeblich mit.

In drei Saisons beim FC Basel hat Mario Frick für die Rotblauen 33 Treffer erzielt.

Zuerst überfuhr man Ataka Aura Minsk zuhause mit 5:0 (Frick erzielte eins der fünf Tore), dann besiegte man Antalyaspor im Ausweichstadion von Isparta mit 5:2. Zu guter Letzt durfte man sich an der Wolga mit dem russischen Vertreter Rotor Wolgograd messen. Dieses Spiel vor immerhin 8000 Zuschauern im Zentralstadion endete nach zwischenzeitlicher Basler Führung mit einem 2:3 zugunsten der Russen. Bei einem Unentschieden wäre der FC Basel eine Runde weitergekommen. 

«Super Mario»

In seiner Zeit beim FC Basel entwickelte sich Mario Frick in der Schweizer Meisterschaft zu einem festen Wert. Immer wieder schlug sich der 1.82 grosse, 80 Kilo schwere Stürmer im Alleingang mit gegnerischen Abwehrspielern herum. Zu seinen Mitspielern zählten so bekannte Akteure wie Stefan Huber, Massimo Ceccaroni, Oliver Kreuzer, Sébastien Barberis, Fabrice Henry, Alexander Rytschkow, Benjamin Huggel, Argemiro Veiga, Robson Vicente Gonçalves genannt Abedi, Ahmed Ouattara, Alex Nyarko, Jean-Pierre La Placa, Gaetano Giallanza und Oumar Kondé.

Beim FCB bekannt geworden, bei Ternana Calcio in Umbrien Wurzeln gefasst: Mario Frick.

Trotz einigen schwierigen Tagen (Tiefpunkt war das 3:4 vor 10'000 Zuschauern im Heimspiel gegen den FC Luzern in der Saison 1997/98 – und dies nach einer 3:1-Führung mit zwei Treffern durch Mario Frick und einem Tor durch Gaetano Giallanza) überwogen für ihn die positiven Momente mit dem FCB. In drei Saisons im alten Joggeli und auf der Schützenmatte realisierte der Mann mit der in Basel berühmten Rückennummer 8 immerhin 30 Ligatreffer. In den letzten vier Partien der Auf-/Abstiegsrunde 1998 erzielte der Torjäger für die Rotblauen nicht weniger als sechs Treffer. Einen gegen Xamax, zwei gegen die Young Boys, zwei gegen Kriens und einen quasi als Schlussbouquet vor sage und schreibe 36’500 Zuschauern gegen den FC Solothurn. Die Fans nannten ihn ehrfürchtig «Super Mario». 

Paukenschlag: Wechsel zum FCZ

Im Sommer 1999 sagte Mario Frick für FCB-Vereinsleitung und Fans völlig überraschend und aus freien Stücken dem FC Basel adieu. Zwar hatte er zuvor Präsident René C. Jäggi versprochen, dass er in Basel bleiben werde. Er hatte in jener Epoche vom FCB auch eine absolute Traumofferte mit vielen Nullen vor dem Wort «Schweizer Franken» vorliegen, die manch anderer liebend gerne unterschrieben hätte. Doch als der FC Zürich winkte, liess sich Mario überreden und wechselte auf den Letzigrund – dem FCB traute er damals nicht die Entwicklung zu, die der Verein dann schliesslich gemacht hat.

Wer genau in ihn hineinhorcht, merkt heute, dass er diesen Transfer unterdessen nicht mehr tätigen würde. In Limmat-Athen wurde er nie richtig glücklich, obwohl sich der FCZ für einen Cupfinal qualifizieren und diesen auch gewinnen konnte. Für die Basler Fans war dieser Transfer eine äussert schmerzhafte Geschichte. Mario Frick wurde deshalb bei seinen letzten Monaten im alten Joggeli von den Bebbi-Fans permanent ausgepfiffen. Heute würde er sich anders entscheiden, aber er kann das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen.

Italien – das gelobte Fussball-Land

Seine nächste Station lag im Ausland. Arezzo war damals ein kleiner Verein der Serie C1. 16 Treffer in 23 Matches waren seine dortige Bilanz. Für ein Land wie Italien, wo die Stürmer sehr eng markiert werden, ist das eine sehr gute Quote. Mario Frick spielte in der Folge auch beim damaligen Serie-A-Verein Hellas Verona. Als der Abstieg in die Serie B Tatsache wurde, machten sich die Veroneser Ultras stark negativ bemerkbar. Auf die Autos der Spieler wurden Molotow-Cocktails geworfen und es kam zu anderen hässlichen Szenen, wie sich Frick erinnert.  

Nach seiner Zet in Italien kehrte Mario Frick zum FCSG zurück und traf mit den Ostschweizern wieder auf den FCB – hier im Duell mit Benjamin Huggel.

Schliesslich kehrte der Liechtensteiner Stürmer der Opernstadt Verona den Rücken und wechselte zu den Rotgrünen von Ternana Calcio. Seine berühmtesten Mitspieler in Terni waren Jimenez Mario Salgado, seines Zeichens Mitglied des chilenischen Nationalteams, und die beiden italienischen Nachwuchs-Auswahlspieler Rocco Giannone und Federico Peluso. 

Bei Ternana Calcio stand der «Pistolero di Liechtenstein», wie die Tifosi ihn nannten, als Mann für die wichtigen Tore hoch im Kurs. Wenn Mario Frick wieder eins seiner Tore erzielt hatte, sangen die Fans überschwänglich auf Französisch: «La vie, c’est fantastique – quando segna Mario Frick.» Immer wieder gab es auch Interesse an ihm von Seiten von anderen Serie A- und Serie B-Clubs wie etwa Perugia, Torino und Chievo Verona – doch ganz konkret wurde es nie. In der ewigen Torschützenliste von Ternana figuriert Mario Frick mit 47 Toren auf Platz 2, hinter Massimo Borgobello (77 Tore), aber noch vor César Falletti (46 Tore). Von diesen Treffern liess er für den familiären Gebrauch eine DVD brennen. Noch heute hält Mario Frick Kontakt mit den Leuten aus der mittelitalienischen Stadt Terni in Umbrien. Er weiss: Seine guten Beziehungen ins Stiefelland kann er auch bei allfälligen Transfers in die Waagschale werfen. 

Erfolge mit dem Nationalteam Liechtensteins

Immer wieder durfte Mario Frick auch als Nationalstürmer auf internationalem Parkett spielen. Als Nationalspieler von Liechtenstein traf er dabei in über 120 Begegnungen auf zahlreiche Grosse des Weltfussballs wie beispielsweise David Beckham und Luis Figo. Da gab es nebst bitteren Niederlagen dann auch einen wunderbaren Tag, an dem alles wie im Traum lief. Gegen Portugal in der WM-Qualifikation erkämpften sich die Ländle-Kicker mit Mario Frick, Martin Stocklasa (FCZ, Dynamo Dresden, FCSG), Franz Burgmeier (FCB, FC Thun, FC Vaduz), Daniel Hasler (unter anderem FCB-Coach 2020/2021) und anderen ein sensationelles 2:2-Unentschieden. Portugal trat in diesem Match unter anderem mit Goalie Ricardo und mit den Feldspielern Costinha, Maniche, Cristiano Ronaldo, Helder Postiga, Deco, Pauleta und Simao an. Es war dies ein Husarenstreich, von dem alle, die damals dabei waren, noch lange gerne erzählen.

Heute wirkt Mario Frick als umsichtiger Chefcoach des Super-League-Vereins FC Luzern.
© Josef Zimmermann

Heute wirkt Mario Frick als mit sämtlichen Diplomen ausgerüsteter und bereits mit grosser Super-League-Erfahrung ausgestatteter Chefcoach des FC Luzern. Die Leuchtenstädter haben in der abgelaufenen Saison in der Swisspor-Arena so manchem Gegner das Fürchten gelehrt. Schlussendlich hat der FC Luzern den vierten Schlussrang in der Super League erreicht und damit die Qualifikation für die UEFA Europa Conference League erreicht. Damit hat Mario Frick mit seinen talentierten Kickern bereits in seiner ersten vollen Saison als Trainer in der Innerschweiz überzeugt.


Steckbrief

Name: Frick
Vorname: Mario
Geburtsdatum: 7. September 1974
Nationalität: Liechtensteiner
Position: Stürmer

Vereine:

FC St.Gallen 1879: 1994-1996
FC Basel 1893: 1996-1999
FC Zürich: 1999-2000
AC Arezzo: 2000-2001
Hellas Verona FC: 2001-2002
Ternana Calcio: 2002-2006
AC Siena: 2006-2009
FC St.Gallen 1879: 2009-2011
Grasshopper Club Zürich: 2011
FC Balzers: 2011-2016

89 Spiele, 33 Tore für den FCB

Erfolge:

Schweizer Cupsieger mit dem FC Zürich (2000)

125 Länderspiele, 16 Tore für Liechtenstein

Mario Fricks Leistungsdaten beim FCB: Hier klicken


Bisher porträtierte Spieler

Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017), Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019),  Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019)z, Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020), Kurt Stettler (9. Oktober 2020), Mike Speidel (29. Dezember 2020), Örjan Berg (15. April 2021), Hakan Yakin (4. Juni 2021), Jean Müller (7. September), Mile Sterjovski (19. November 2021), Behrang Safari (20. Dezember 2021), Peter Marti (16. April 2022), Walter Geisser (6. Juni 2022), Beat Sutter (1. August 2022), René Hasler (27. September 2022), Sèbastien Barberis (7. Dezember 2022), Peter Nadig (31. Dezember 2022) und Otto Demarmels (28. März 2023).

Text: Lukas Müller

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