Roland Schönenberger – der wirblige Mann im Offensivzentrum

Porträt
Samstag, 15.11.2025 // 09:00 Uhr

Jahrelang erzielte Roland Schönenberger landauf-landab seine Tore. Der bei Wangen bei Olten ausgebildete Stürmer wurde von Karli Odermatt entdeckt und von Toni Schnyder nach Basel geholt. Später machte er Karriere – im Geschäftsleben, aber auch als Fussball- und Eishockeypräsident. Dass er immer noch gerne Fussball spielt, bewies er gemeinsam mit Erni Maissen, Stéphane Chapuisat und weiteren Fussballgrössen an einem Oldstars-Match im Rahmen der Frauen-Europameisterschaft in Basel.

Ein schneller, trickreicher Mann mit explosivem Antritt und dem Gespür für torreife Situationen machte in den siebziger Jahren in Basel von sich reden – sein Name ist Roland Schönenberger. Schon als ganz Junger schoss Roli, wie ihn seine Freunde und Kollegen nannten, Tore fast wie am Fliessband. Schliesslich wurde er von Karli Odermatt entdeckt und vom Nachwuchstrainer Toni Schnyder nach Basel geholt.

Unberechenbar und treffsicher – Roland Schönenberger.

Es ging dann nicht lange, bis er bei den Rotblauen sein Können unter Beweis stellen konnte. 1973 durfte er im Alpencup, dem internationalen Wettbewerb mit französischen Teams aus der Premiere Division (heute Ligue 1), mitwirken. 1974/75 war er bei sämtlichen Schweizer-Cup-Spielen des FCB bis und mit Halbfinal gesetzt. «Aber im Final FC Basel gegen FC Winterthur haben dann die Alten gespielt. Als Junger habe ich das nicht verstanden, aber selbstverständlich akzeptiert.» 

Stets gut klassiert

Insgesamt fünf Saisons verbrachte Roland Schönenberger im alten Joggeli. Wenn er in der Sturmspitze mit agiler Ballbehandlung, blitzschnelle Dribblings und kernigen Abschlüssen brillierte, ging jeweils ein anerkennendes Raunen durch die Basler Zuschauerreihen. Nach Toren von Schönenberger war die grosse Anzeigetafel im Joggeli jeweils zu klein um sämtliche Leuchtschrift-Buchstaben von Schönenberger abzubilden. So wurde für ihn jeweils bei Torerfolgen die abgekürzte Version «SCHOENENBG.» eingeführt.

Nebst Tätigkeiten im Fussball und Eishockey baute Roland Schönenberger ein Treuhandgeschäft mit 35 Angestellten auf.

Vierter, Dritter, Meister, Dritter und Sechster wurden die FCBler in dieser Zeit. Ob Schweizer Meisterschaft oder Schweizer Cup, ob Alpencup, oder Ligacup, Schönenberger buchte seine Goals mit schöner Regelmässigkeit. Gerne erinnert er sich in diesem Zusammenhang an Treffer im Alpencup gegen das hochkarätige Team von Lyon (in Lyon, der FCB gewann 3:1), im Ligacup gegen Aarau (4:2 nach Verlängerung) oder an das Halbfinalspiel im Schweizer Cup auswärts gegen den FCZ, als er alle drei Tore zum 3:1-Sieg für den FCB schoss. In der Meisterschaft traf er ebenfalls häufig ins Schwarze – besonders gern natürlich gegen die Tenöre der Liga. 

Internationale Highlights

Ganz gross trat der gebürtige Berner schliesslich auf internationaler Ebene auf. Am 17. September 1975 traf er vor 33'000 Zuschauern im Joggeli gegen Atletico Madrid im Cup der Cupsieger. Das Schlussresultat lautete 1:2 für die bis heute zum Kreis von Europas Topclubs zählenden Colchoneros. Das Tor markierte er damals übrigens «nach krassem Verteidigungsfehler», wie die National-Zeitung damals berichtete. Die Rede war auch von weiteren Chancen durch Jörg Stohler und Roland Schönenberger. Im Titel zum Matchbericht stand dann auch zu lesen, wo es beim FCB für den grossen Coup noch haperte: «Ein Quentchen Glück und Reife fehlten noch», stand da in grossen Lettern geschrieben.

Roland Schönenberger erzielte wettbewerbsübergreifend rund 80 Tore für den FCB.

Am 28. September 1977 feierte Roli mit seinen Kollegen im Meistercup einen 1:0-Überraschungssieg in Innsbruck gegen das von einem Edelstein-Verarbeiter gesponserte Team der Spielgemeinschaft Swarovski Wacker Innsbruck. «Erni Maissen erzielte damals das einzige Tor für Basel», erinnert sich Schönenberger. Mit den Begegnungen gegen österreichische Mannschaften war es nie einfach, wie FCB-Habitués wissen.

In der Saison 1976/77 durfte Roland Schönenberger mit den Rotblauen den Gewinn des Meistertitels feiern. Im Entscheidungsspiel in Bern vor ausverkauftem Haus (60'000 Zuschauer füllten damals das Wankdorf) holten sich die Bebbi die goldene Trophäe. Der FCB gewann dieses Spiel der Spiele nach einem hin und her wogenden Kampf zu guter Letzt mit 2:1 gegen Servette Genf. Walter Mundschin und Arthur von Wartburg zeichneten für die beiden stürmisch umjubelten Basler Tore verantwortlich. Es war dies mit Sicherheit eine der grössten und umkämpftesten Partien seit der Gründung der Nationalliga. Dass Roli an diesem Tag nicht auf dem Feld stehen konnte, hing mit einer Verletzung zusammen. Doch zum Titelgewinn hatte er mit zahlreichen Treffern ebenfalls viel beigetragen.

Wechsel nach Bern

In der Folgezeit kam der stets loyale Stürmer beim FC Basel dann allerdings verletzungsbedingt weniger zum Einsatz – im Spiel gegen den VfB Stuttgart war ihm der beinharte Abwehrrecke «Karl-Heinz Förster direkt auf die Schulter gestanden. Am Rheinknie standen die Zeichen auf Umbruch. Karli Odermatt wechselte in dieser Phase begleitet von einigem Getöse nach Bern zu den Young Boys. Wenig später schlug auch Roland Schönenberger den gleichen Weg ein und schoss auch bei YB immer viele Tore. 

Teamkameraden und Freunde: Erni Maissen und Roland Schönenberger.

Von Trainer Mandziara wurde er in seinen letzten zwei Saisons bei den Gelbschwarzen zum Verteidiger umfunktioniert. Er nahm diese neue Rolle klaglos an und konnte seinem Palmares einen weiteren Titel hinzufügen. Als dann YB später zwischenzeitlich in finanzielle Nöte geriet und die Lizenz auf der Kippe stand, wurde er «über Nacht» von der KESB im Sommer 1996 zum Beistand ernannt; dies einzig mit dem Auftrag, YB vor dem Konkurs zu bewahren, was er im Alleingang denn auch umsetzen konnte. Auch in der regionalen Berner Eishockeyszene avancierte der Zahlenmensch mit dem Flair für die Mitmenschen zu einer wichtigen Figur. Bei WIKI-Münsingen versah er ebenfalls das Präsidentenamt – und dies, obwohl er vom Eishockey als Sport gemäss eigener Aussage nicht viel verstanden hat.

Roland Schönenberger beim Gruppenfoto nach dem Oldstars-Match in der Fanzone der UEFA Women’s Euro 2025  – unter anderem mit Teamkollegen wie Alain Nef, Marco Walker, Thomas Bickel, Jörg Stiel, Stéphane Chapuisat und Andy Egli.

Noch heute spielt der Allrounder fürs Leben gerne Fussball. Dass er mit dem runden Leder noch immer gut umgehen kann, bewies er kürzlich bei seinem Rahmen der UEFA Women’s Euro 2025 in Basel. Auch sonst blieb Roland Schönenberger stets aktiv. In Bern hat er ein Treuhandgeschäft mit über 35 Angestellten aufgebaut und dieses vor sechs Jahren an seine beiden Söhne übergeben. «Der Fussball hat mir viel gegeben», bilanziert er heute: «Wenn ich nochmals auf der Zeitachse zurückgehen könnte, ich würde alles genau gleich machen.»


Steckbrief

Name: Schönenberger
Vorname: Roland
Geburtsdatum: 10. Oktober 1955
Nationalität: Schweizerisch
Position: Sturm links, Verteidigung links

Vereine:
Bis 1974 FC Wangen bei Olten (Nachwuchs bis 1. Mannschaft in der 2. Liga)
FC Basel 1893: 1974-1979
BSC Young Boys: 1980-1986

153 Spiele 64 Tor für den FCB.


Erfolge:

Schweizer Meister mit dem FCB 1977
Schweizer Cupsieger mit dem FCB 1975
Schweizer Meister mit YB 1986
Vier Länderspiele mit der Schweizer Nationalmannschaft
Fünf Partien mit dem FCB im Europacup

Roland Schönenbergers Leistungsdaten beim FCB: Hie​r klicken


Bisher porträtierte Spieler

Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017), Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019),  Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019), Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020), Kurt Stettler (9. Oktober 2020), Mike Speidel (29. Dezember 2020), Örjan Berg (15. April 2021), Hakan Yakin (4. Juni 2021), Jean Müller (7. September), Mile Sterjovski (19. November 2021), Behrang Safari (20. Dezember 2021), Peter Marti (16. April 2022), Walter Geisser (6. Juni 2022), Beat Sutter (1. August 2022), René Hasler (27. September 2022), Sèbastien Barberis (7. Dezember 2022), Peter Nadig (31. Dezember 2022), Otto Demarmels (28. März 2023), Mario Frick (18. Juni 2023) Martin Mullis (20. September 2023) und Alfred Lüthi (22. November 2023), Matías Emilio Delgado (27.12.2023), Admir Smajic (26. März 2024), Marek Suchy (13.6.2024), Jean-Pierre Maradan (11. September 2024), Serge Gaisser (19. November 2024), Birkir Bjarnason (29. Dezember 2024), Cetin Güner (8. Juni 2025) und Reto Zanni (7. September 2025).

Text: Lukas Müller

Farbfotos: Manuel Geisser

Weitere Porträts

Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.