Reto Zanni – wirblig, grundsolid und sehr stabil

Porträt
Sonntag, 07.09.2025 // 09:30 Uhr

Fünf Jahre wirkte Reto Zanni beim FC Basel als Verteidiger – als omnipräsenter Fels in der Brandung im rotblauen Abwehrdispositiv. Zwei Trainer hatte er in dieser Zeit. Christian Gross und Thorsten Fink. Trotz Kritiken von Fans und gewissen Medienleuten bezüglich seiner eher unspektakulären Spielweise biss er sich durch. Dreimal wurde er Schweizer Meister, dreimal holte er den Schweizer Cup – all das mit dem FC Basel. Zudem stand er in verschiedenen Europacupspielen seinen Mann. Heute sieht er die Dinge etwas entspannter. Wir haben ihn in Zug besucht.  

«Reto Zanni, schiess e Gool» und «Reto Zanni, Fuessballgott» – so skandierten einst die Basler Fussballfans, wenn der Innerschweizer Reto Zanni mit seinen Rotblauen in den St. Jakob-Park einlief. Doch wer ist er, dieser Reto Zanni, wie kam er zu dieser Ehre? Nun Zanni, Rückennummer 32, war in erster Linie Abwehrspieler. Gemeinsam mit Cracks wie Patrick Müller, Marco Zwyssig und Philipp Degen sowie Daniel Majstorovic bildete er eine ebenso beinharte wie undurchlässige Viererkette. Wenn es die Situation erforderte, konnte er auch ohne weiteres weiter vorne spielen.

Seine letzte Station war der FC Thun, bevor er dann beim FC Basel zum international erfahrenen Profi avancieren konnte: Reto Zanni.

Tolle Momente erlebte er im von Christian Gross implementierten rautenförmigen System gemeinsam mit Matías Emilio Delgado, Julio Hernán Rossi, Benjamin Huggel, Scott Chipperfield und Boris Smiljanic. Auch in der Tagespresse wurde er hoch gelobt. «Reto Zanni: Held der Arbeit» – mit diesem Titel würdigte Christoph Kieslich in seinem Saisonrückblick in der Basler Zeitung vom 16. Mai 2006 das Schaffen des kopfballstarken, mannschaftsdienlichen Aussenbacks. 

Bescheidene Anfänge 

In der Innerschweiz, im Dress des SC Buochs, reifte der 1980 geborene Reto Zanni nach Absolvierung der Juniorenstufen zu einem Mitglied der damals in der 1. Liga wirkenden Buochser. Seine Zweikampfstärke und sein Commitment riefen schon bald die ersten Experten auf den Plan: Erich Vogel und Ilja Känzig fragten bei Familie Zanni nach, ob Reto sich vorstellen könnte, fortan in der U21 der Grasshoppers zu spielen. GC war damals noch eine grosse Nummer im Schweizer Fussball.

Ein starker Verteidiger muss laut Zanni neben einer gesunden Härte und der wichtigen Technik auch ein Flair fürs Antizipieren und das Gespür für die erfolgreiche Angriffsauslösung mitbringen. 

Und so wechselten dann drei Innerschweizer gleichzeitig zu den Zürchern – Roland Schwegler (Hochdorf), André Muff (Emmen) und eben Reto Zanni. Anderthalb Jahre agierte der junge Mann in der Folge bei den Hoppers, unter der Ägide von Übungsleiter Rolf Fringer. Vorerst musste er sich noch etwas gedulden, durfte aber bereits zweimal NLA-Luft schnuppern. 

Auf Umwegen zum FCB

Die Saisons 2003/04 und 2004/05 absolvierte Zanni dann im Dress des FC Thun. Damals figurierten die Männer aus dem Berner Oberland in der Tabelle zeitweise noch vor dem FC Basel. In diese Zeit fiel auch die berühmte Läckerli-Aktion von Thun-Impresario Hans-Peter Latour. Doch bald schon klopfte der Basler Seriensieger in der Person von Christian Gross im Berner Oberland an und erkundigte sich direkt nach Reto Zanni. Letzterer war ob dieser Anfrage aus dem Fussball-Mekka wie vom Donner gerührt. «Wenn Basel anfragt, musst Du sofort das Okay geben», sagte er sich und wechselte ans Rheinknie. «Ein starker Aussenverteidiger muss neben einer gesunden Härte und der wichtigen Technik auch ein Flair fürs Antizipieren und das Gespür für die erfolgreiche Angriffsauslösung mitbringen. Wichtig ist, dass er kopfballstark ist und auf dem seitlichen Couloir genügend Druck aufsetzen kann», hält Zanni fest.

Zanni arbeitet heute in der Firma Bossard AG in Zug.

Die Ablösesumme für diesen Transfer von Thun nach Basel lag übrigens im tiefen sechsstelligen Bereich, bei rund 150'000 Franken. Beim FCB konnte der Nidwaldner seine Stärken in Offensive, Defensive und Überzahlspiel zünftig zum Tragen bringen. Ab der Saison 2005/06 hing der Himmel voller Geigen für ihn. Zanni beim FCB, Zanni Stammspieler, Zanni im Vorwärtsgang – all das konnte sich sehen lassen. Sein Schritt zum Leistungsträger wurde vom FCB mit einer Vertragsverlängerung belohnt. Zanni hatte in dieser Zeit auch konkrete Anfragen aus dem Ausland, aus der englischen Premier League und aus der Bundesliga. Allerdings handelte es sich dabei um Teams aus den hinteren Tabellenregionen.

Champions League und UEFA Cup

In dieser Epoche, wir wissen es, dominierte der FCB einen Grossteil seiner Widersacher in der Schweizer Liga quasi nach Belieben. Dank einer prächtigen Offensiv-Armada und einem unnachgiebigen Defensiv-Block stellte man sämtliche Gegner vor grosse Probleme. Bald schon kamen internationale Aufgaben hinzu. Zanni und seine Getreuen durften unter anderem in der Sternenliga gegen grosszylindrige Konkurrenten antreten. Als dann im Joggeli die klassische Champions-League-Hymne erklang, war Reto Zanni als einer von elf Hauptakteuren mit von der Partie. Unvergesslich, mit welchem Hammerschlag Eren Derdiyok im legendären Nou Camp gegen die Millionentruppe von Barcelona in er 82. Minute das Tor zum 1:1-Ausgleich realisiert hatte. Trotz verzweifelter Ankurbelungsversuche der Barça-Stars Lionel Messi und Carles Pujol erreichten die auf Schritt und Tritt von Paparazzi umschwärmten Barcelona-Kicker gegen den FCB lediglich ein 1:1, welches sie im Nachgang sicher massiv geärgert hat. Für Basel war es ein unglaubliches Resultat dank einer epischen Parforceleistung.

Mit den Rotblauen sammelte Reto Zanni die wichtigsten Trophäen, die es hierzulande auf nationaler Ebene zu gewinnen gibt. Er war an drei Schweizer Meisterschaften und drei Cupsiegen der Basler mitbeteiligt.

Es gibt notabene in Europa nicht zahlreiche Vereine, die in Katalonien etwas Zählbares erreicht haben. Mit Freude denkt der ehemalige Rechtsverteidiger auch an die UEFA-Cup-Kampagne 2006 zurück, als man die Gruppenphase überstand, gegen Monaco 1:0 und 1:1 sowie gegen Strasbourg 2:0 und 2:2 spielte. Als Viertelfinal-Gegner bekamen die Bebbi dann Middlesbrough aus England zugelost. Nach dem 2:0 zu Hause dank Treffern von David Degen und Matías Emilio Delgado war man im Lager des FCB allseits guter Dinge. Aber das Rückspiel auf der Insel ging leider mit 1:4 verloren. Die Teesiders konnten mit zwei Toren in der Schlussphase das Steuer buchstäblich im allerletzten Moment noch herumreissen. 

Fussball aus der Distanz

Heute noch ist der mit seiner Familie in Wolfenschiessen wohnende Reto Zanni mit dem Fussball stark verbunden. Seine Söhne Evan (16) und Elia (12) spielen jedes Wochenende im Verein. Mit grossem Engagement sind sie bei der Sache. Für den Familienvater bedeutet dies, dass er immer wieder bei Auswärtsfahrten mit dabei ist. Die Geschicke des FCB verfolgt er gerne zuhause via Fernseher. Aber er verfolgt den Spitzenfussball aus einer gewissen Distanz. «Meine Jungen sollen mit Freude Fussball spielen», bekräftigt er. «Und sie sollen sich auch in der Schule bewähren. Der Fussball ist auf jeden Fall eine gute Lebensschule für sie».

In der Bossard AG in Zug wirkt der Ex-Fussballer und gelernte Kaufmann Reto Zanni als Einkäufer für den Bereich Verbindungselemente und betreut in dieser Funktion ein grosses Publikum.

Schliesslich kam der Tag, als der damals von Thorsten Fink trainierte FC Basel auf Zannis Stammposition rechts hinten einen ghanaischen Internationalen namens Sammy Inkoom ins Boot holte. Für den unspektakulär, aber effizient spielenden Zanni brachen damit schwierige Zeiten an. Einzelne Fans und gewisse Medienleute traten mit zum Teil unqualifizierter Kritik auf den Plan. Reto Zanni wurde dieses Störfeuer schliesslich zu bunt – mit der Ersatzbank mochte er sich nach all den Titelgewinnen richtigerweise nicht zufriedenzugeben. Er wechselte deshalb zu Vaduz und liess dann seine Karriere bei seinem Stammverein Buochs langsam ausklingen.


Steckbrief

Name: Zanni
Vorname: Reto
Geburtsdatum: 9. Februar 1980
Nationalität: Schweizerisch
Position: Verteidiger

Vereine:
Grasshopper Club Zürich: 1998-2001
FC St. Gallen 1879: 2001-2002 (Leihe)
Grasshopper Club Zürich: 2002-2003
FC Thun: 2003-2004
FC Basel 1893: 2005-2011
FC Vaduz: 2011-2012
SC Buochs: 2012-2013

235 Spiele 5 Tor für den FCB.


Erfolge:

Dreimal Schweizer Meister mit dem FCB
Dreimal Cupsieger mit dem FCB
45 Europacup-Spiele für den FCB
Einzug in die Viertelfinals des UEFA Cup 2005/06

Reto Zanni Leistungsdaten beim FCB: Hie​r klicken


Bisher porträtierte Spieler

Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017), Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019),  Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019), Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020), Kurt Stettler (9. Oktober 2020), Mike Speidel (29. Dezember 2020), Örjan Berg (15. April 2021), Hakan Yakin (4. Juni 2021), Jean Müller (7. September), Mile Sterjovski (19. November 2021), Behrang Safari (20. Dezember 2021), Peter Marti (16. April 2022), Walter Geisser (6. Juni 2022), Beat Sutter (1. August 2022), René Hasler (27. September 2022), Sèbastien Barberis (7. Dezember 2022), Peter Nadig (31. Dezember 2022), Otto Demarmels (28. März 2023), Mario Frick (18. Juni 2023) Martin Mullis (20. September 2023) und Alfred Lüthi (22. November 2023), Matías Emilio Delgado (27.12.2023), Admir Smajic (26. März 2024), Marek Suchy (13.6.2024), Jean-Pierre Maradan (11. September 2024), Serge Gaisser (19. November 2024), Birkir Bjarnason (29. Dezember 2024) und Cetin Güner (8. Juni 2025).

Text: Lukas Müller

Fotos: Manuel Geisser und Sacha Grossenbacher

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